Samstag, 3. September 2011

Mein Ausflug nach Butuan City/Philippinen

Mit den Worten Thank you for visiting Surigao City and come again verabschiedet mich ein Schild am Stadtausgang Richtung der 120km entfernten Stadt Butuan City. 

Es wird aller höchste Zeit, dass ich erstmal etwas Abstand zwischen mich und meine zu gastfreundliche Gastfamilie bringe. Für mich erscheint es wie die Wiedererlangung all meiner Freiheit und Unabhängigkeit, die ich in Bunyasan verloren habe. Ich kann mcih wieder ohne Aufpasser bewegen und die Philippinen erkunden und muss mich nicht an Regeln halten, von denen ich finde, dass sie sexistisch und veraltet sind.

Eman und ich sind im Überlandbus (die gelben Bachelor Tours)  vom Surigao Bus Terminal abgefahren. Die Fahrt dauerte drei Stunden und kostete umgerechnet 6 Euro für uns beide zusammen. Wir haben extra den günstigeren Bus ohne Klimaanlage genommen, da die Klimaanlagen in Bussen, Fähren und Einkaufszentren immer so eingestellt sind, dass man halb erfriert. 

Butuan City
Sobald wir in Butuan City angekommen sind, machte sich Eman direkt auf den Weg zu seiner Familie, die in Butuan City lebt. Ich hingegen suchte mir erstmal ein Hotelzimmer, denn ich freute mich endlich wieder einmal mein eigenes Reich mein Eigen nennen zu dürfen ohne Angst haben zu müssen, dass jemand an meine Sachen geht.

Butuan City ist die erste größere Stadt nach Surigao City, die ich besichtigen durfte. Nun kann ich verstehen, weshalb Emans Mutter ihn zu Nanay und Tatay nach Malimono geschickt haben. Butuan City beherbergt Slums und Crystal Meth-Abhängige. Ich fühle mich auch nicht so wohl wie in Surigao, was jedoch auch daran liegt, dass ich Surigao kleiner und übersichtlicher ist und ich mich dort auskenne.

National Museum Butuan City 
Um ein bisschen aus der Armut der Stadt herauszukommen, flüchtete ich mich in das National Museum Butuan City. Der Eintritt ist kostenlos und so habe ich zunächst keine Erwartungshaltung.  Nur um dann positiv überrascht zu werden!

Das National Museum wurde begründet nachdem in Butuan City die Überreste eines alten Bootes in den 1970er gefunden wurde. Nach und nach wurden bei Ausgrabungen acht weitere balanghai gefunden, das älteste der neun entdeckten Booten wurde mit einem Alter von 1650 Jahren datiert. 

Drei von den neun Booten sind im Museum zu bestaunen und zeugen vom Schiffsbauwissen aus der prä-spanischen Eroberungszeit. Die balanghai verfügten über ein Segel, doch konnten sie auch durch Rudern fortbewegt werden.

Des Weiteren gibt das Museum Auskunft über die Besiedlung der Butuan City Region mit weiteren historischen Ausgrabungen und Informationen über die Kultur und Leben der Filipinos vor den spanischen Eroberung. 

Da ich neben einer Schulklasse, der einzige Besucher des Museum war, hatte ich die Ehre den einen Museumsmitarbeiter meinen persönlichen Museumsführer zu nennen. Auch wenn er nur mir die Schilder laut vorgelesen hat, war es doch ganz nett und aufmerksam von ihm. Wenn er mal eine Information raus gab, die nicht auf den Schildern stand, bekam ich ganz außergewöhnliche Informationen wie, dass die indische Schrift Sanskrit in Indonesien entwickelt wurde.

Ein viertes restauriertes Boot habe ich dann an der Ausgrabungsstätte selbst bestaunen können. Die Ausgrabungstsätte befindet sich 5km außerhalb von Butuan City und ich würde empfehlen, dass man erst nach einem Besuch im Museum den Ort aufsucht. Viele Motorradtaxifahrer wissen nicht, dass der Blanghai Shrine existiert und wo er sich befindet.

Schöne Fotos und einen interessanten Bericht auf Englisch könnt ihr diesem Blogger entnehmen. Klick 

Nach dem Sightseeing wunderte ich mich, dass ich nichts mehr von Eman gehört hatte, der mich zum Abendessen zu seiner Familie einladen wollte. Ich fuhr zurück ins Hotel, duschte und wartete. Irgendwann wurde mir das aber zu bunt und ich machte mich auf den Weg zu einem Internetcafé. 

Just in dem Moment, in dem ich das Internetcafé betrete, erhalte ich eine Nachricht, dass er mich vergessen und noch mit seinen Cousins getrunken habe. Sehr schmeichelhaft mich wegen einer Pulle Rum zu vergessen...Wie auch immer, gab ich ihm die Info, dass ich nun keine Zeit habe und teilte ihm mit, dass ich in einem Internetcafé bin.

Kaum 30min später tippte mir jemand auf die Schulter und ohne, dass ich ihm gesagt habe, wo genau ich mich befand, hatte Eman mich gefunden. 

Bisschen gruselig, dass man mich so leicht und schnell finden kann, ohne dass mein Standort bekannt ist...

Aber ich habe jetzt zu viel Hunger, um mir darüber den Kopf zu zerbrechen.

Zu Gast bei Eman's Mutter
Danach liefen wir durch Butuan City zum Haus von Emans Mutter. Diesen Teil der Innenstadt hatte ich bisher gemieden, weil er zum Slum gehört. Durch einen kleinen kaum ein Meter nach Urin stinkenden breitem Gang zwischen zwei Sari-Sari-Stores ging es immer mehr in den Slum hinein bis wir auf das schiefe Haus von Emans Mutter trafen. Früher muss das wohl hier eine anständige Wohngegend gewesen sein. Denn zum Teil gibt es hübsche, wenn auch heruntergekommene Häusschen zwischen den Slums.

Durch Bevölkerungsexplosionen in den Städten haben sich dazwischen Hüttchen gebildet, die aussehen, dass sie zusammen brechen, sobald man nur dagegen pustet. Überall befindet sich Kabelgewirr, dass ein Teil der Hütten mit Strom versorgt.

Endlich im Haus angekommen, stellt Eman mir stolz seine Mutter, Schwester und seine 11 Monat alte Nichte vor. Kaum zehn Minuten später trafen sieben weitere Personen (noch mehr Cousins von Eman) ein, um mich - das weiße Mädchen aus Europa - kennen zu lernen. Naja, Kennenlernen ist übertrieben, um mich anzustarren. Dann gab's erstmal Essen. Mann, hatte ich einen Kohldampf! Es gab Reis, Hühnchen und Sojasoße und dazu einen Krautsalat mit Möhrchen! Hatte ich den ganzen Tag zuvor nur eine gesüßte Kochbanane und ein Pandesal (süßes Brötchen mit Füllung) gegessen.

Kaum war alles aufgegessen, sprangen Eman und die anderen männlichen Personen auf, um entweder irgendwo Basketball zu zocken oder zu saufen. Wie ich es auch aus Bunyasan kannte, war ich wieder in einem Raum voller mir unbekannter Menschen, die kaum Englisch sprechen. 

Das Englische reichte jedoch aus, um mich zu fragen, ob ich Eman finanziell unterstützen kann, wenn ich zurück in Deutschland bin und ihn in Europa einen Job zu besorgen. Weil es schwierig ist, solche Wünsche  abzuschlagen und die Gründe dafür zu erklären auf einer Sprache, die andre nicht verstehen, tat ich das, was ich bisher auf den Philippinen gelernt habe. Nicken, lächeln und nicht das Gesicht verlieren. Was hätte ich tun können?

Es hat keinen Wert zu erklären, dass eine Aufenthalts- und Arbeitserlaubnis für einen Nicht-Europäer schwierig zu besorgen ist und dass ich nicht so reich bin, wie allgemein angenommen.

Schlußendlich fand ich es spannend mich zwei Tage lang in Butuan City aufgehalten zu haben und zu sehen, wie Menschen hier leben. Ich hatte viel Glück mit Eman hier her gereist zu sein, da ich dann auch wieder ein Haus als Gast betreten konnte. Dennoch fand ich etwas befremdlich und Furcht einflößend im Viertel von Emans Familie einen Kioskbesitzer mit Maschinengewehr zu treffen. Kann ich von Glück sprechen, dass ich als Weiße nachts nicht überfallen worden bin?

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen