Samstag, 10. September 2011

Ethnologie vs. Tourismus


Gemütlich bei meiner abendlichen Tasse Kaffee sitze (Ergänzung vom 09.09.11: heute Wodka) ich in der Hotellobby. Das Leben eines Ethnologen ist ja recht spannend, aber ich für meinem Teil, nehme mir grad Ferien von meinem dreimonatigen"Praktikum Ethnologin".
Vorgestern sah ich mir mal eine Touristenseite von CDO an und entschied in den Macahambus Adventure Park zu tuckern. Dort bin ich über Hängebrücken von Baum zu Baum und nur mit meinem Sicherungsgeschirr Seilbahn gefahren. Direkt rumgequietscht wie ein kleines Mädchen. Hingekommen bin ich mit dem Taxi, nun viel es mir schwer soweit entfernt vom Stadtzentrum in der Pampa ein Taxi aufzutreiben. Ich wendete mich an die vielen Tourguides, die hier rumstanden. Sie machten grad eine Mittagspause. Sie hatten ein Meeting im Adventure Park und planten die Raftingtouren der nächsten Tage. Ein Tour Guide namens Tata nahm mich meiner an und erklärte mir, dass ich ein Motorrad zum Flughafen nehmen könnte und von dort aus führen auch wieder Jeepneys. Während wir warteten, dass ein Motorrad des Weges kam, fragte ich ihn nach Raftingtouren. Ich wollte ja Touriprogramm machen und CDO ist bekannt für solche Unternehmungen. Er sagte mir, dass sein Team mich morgen abholt. Wie unschwer zu erkennen, war ich alleine unterwegs und so hatte ich nichts dagegen, als er mich fragte, ob ich Lust habe heute abend was mit ihm trinken zu gehen. Ich war ihm sehr dankbar für soziale Interaktion.
So fuhr ich nun mit dem Motorrad zurück in die Stadt. Wie ich es vermisst habe!!! Hier sind auch gepflasterte Straßen und so freute ich mich, dass wir schnell durch die Gegend düsen konnten. Mit dem Jeepney sind wir dann durch verschiedene Barrangays und ich fühlte mich so wohl, da mich das an mein Barrangay erinnerte. Ich werd hier noch voll zum Barrangay-Bunyasan-Patrioten xD Zurück im Hotel machte ich mich fertig, um in die große Mall zu fahren. Da nahm ich wieder ein Taxi, weil ich ja zu verwirrt bin, das richtige Jeepney zu nehmen. Die Mall hat mich dann wieder einmal mit seinen Impressionen erdrückt. Wie auch immer, ich bin jetzt zwei Hosen und ein Paar Schuhe reicher. Das alles habe ich im großen Warenhaus gekauft, denn die kleinen Geschäfte haben Überbeschäftigung. Sobvald du als einziger Kunde ein Geschäft betrittst, rennen drei bis vier Verkäufer auf dich zu und wollen dir "helfen". Die Geschäfte in den Malls haben annähernd europäische Preise und günstig einkaufen ist da nicht. Leider. Zurück im Stadtzentrum suchte ich eine Karinderya auf. Momentan sieht mein Essensplan so aus, dass ich Mittags (falls ich es nicht vergesse zu lunchen) westlich Nudeln, Pizza etc.  in irgendeinem Fastfoodrestautarant in mich reinstopfe und abends wieder philippinische Hausmannskost. Doch irgendwie gefällt meinem Magen der Mix nicht, sodass ich mit Bauchschmerzen rechnen muss.Im Stadtzentrum bei der Xavieruniversität findet ihr alles von Jollibee über Greenwich zu McDonalds und natürlich noch mehr Fastfood. Als ich einmal Mittags im Mäckes war, flashte ich mich über die vielen Studenten und Schüler ab. Das Obergeschoss des McDonalds ist wie eine amerikanische Schulmensa aufgebaut an denen die Jugendlichen ihr Mittagessen mampfen. Zum Kapitel Fastfoodobservation ist zu sagen, dass sie zum Großteil Reis mit panierten Hähnchenschenkel als Burger mit Pommes essen. Asiaten halt, nichts geht ohne Reis. Wie soll man da denn sonst satt werden?!
Zurück im Hotel ging ich duschen und wartete auf mein Abholkommando. Das bestand aus drei schon ziemlich angetrunkenen Guides. Man merkte, dass die öfters Touristen aufgabelten und mit ihnen abends unterwegs sind. Wir zogen durch die Straßen an den Essenständen vorüber und einer der Guides drückte mir zwei Spieße in die Hand. Das eine war frittiertes Hähnchenfleisch und der andere Spieß hatte irgendwelche Hähncheninnereien aufgespießt. Wir tunkten es in verschiedene Soßen. Der Tourguide, der mir die Hähnchenspieße in die Hand gedrückt hatte, wollte mir auch unbedingt ein Balut  (angebrütete Enteneier) andrehen, aber ich bin jetzt nicht so der Fan gekochte Entenembryos zu verzehren. Jeder hat so seine Grenzen. Wir gingen in eine sehr westliche Bar. Hier in der Stadt gibt es viele Cafes, Bars und Restaurants dieses Kalibers und es ist klar, dass ich es genieße mich desöfteren in ein Cafe zu setzen und einen Kaffee zu schlürfen. Wir bestellten San Miguel (jippie, endlich kein Red Horse mehr) und plauderten über dies und das. Tata war aber sehr darauf bedacht, dass sie die anderen beiden Jungs benahmen. So zischte er rum, wenn die Jungs dreckige Witze machten. So war mir klar, dass er auf jeden Fall auf mich aufpasste. Mir war früher des abends  etwas mulmig gewesen mit drei wild fremden Kerlen durch die Straße zu ziehen. Als es ca. halb 1 nachts war und das Bier leer, wollte ich nach Hause, denn Tags darauf stand ja die Raftingtour an und ich musste um 6 aufstehen (ich wollte mein Hotelzimmer noch aufräumen, bevor die House keeping Menschen mein Zimmer aufräumen. Ich hab damals auch mal Housekeeping mit Pinays  gemacht und weiß, wie sehr man ablästert...) . Tata geleitete mich nach Hause und vor dem Hotel war es etwas schwierig ihn wieder loszuwerden. Sein ausdrücklicher Wunsch war es doch noch ein Bier in meinem Zimmer zu trinken. Als ob ich die Absicht nicht erkenne...ich blubbte ihn zu, dass es schon spät war, er wie ich ja morgen früh raus müssen. Um es zu bestärken wiederholte ich es auch noch in bisaya (naja eigentlich nur, dass ich müde bin). Hat dann auch super geklappt. Auch gut zu wissen ist, dass die beiden Guards, die das Gebäude bewachen sollen, des Nachts auf ihren Plastikhockern an die Hauswand gelehnt tief und fest laut vor sich her schlummern.
Aufstehen fiel mir am nächsten Tag trotz allem sehr schwer. Meine Aufregung half mir aber mein warmes Bett zu verlassen (ich hatte nachts die Klimaanlage zu kalt gestellt). Um 8 Uhr wurde ich abgeholt und mit dem Jeepney der Firma Kagay ging es zum Cagayan River. Ein koreanisches Pärchen und ich waren die einzigen Kunden. Nach einer dürftigen Einführung ging es dann den Fluß hinab. Es war absolut wunderbar und ich hatte so viel Spaß. Unsere Tourguides waren unterhaltsame Joker und wir lachten sehr viel und zwischen den Stromschnellen lieferten wir uns Wasserschlachten und schubsten uns gegenseitig vom Floß in den Fluß. Wir haben sogar einen Waran am Ufer ausmachen können!!! Eine Schlange haben wir leider nicht gesehen, nur ihre Häute hingen in den Bäumen. Das Vergnügen eine Schlange zu treffen, hatte ich ja schon in Bunyasan, wo es ein riesen Ereignis war, das Tier zu töten. Ein Tourguide machte auch unentwegt Bilder. Tata brachte mir am Abend darauf die Bilder vorbei. Ich dachte, er redet nur viel, wenn  er betrunken ist, abr nein, er ist sau die krasse Quasselstrippe. So muss ich weniger nachdenken, was ich sage. Hat ja auch was. Bisschen eifersüchtig bin ich ja auf ihn, denn er kam bisherviel rum in Asiens und hat in Hongkong und Italien Jobs als Rafting Guide gehabt und war auf einem Wettkampf in Südkorea. Warum hab ich nich so`n coolen Job?! Ich räum total unmotiviert Regale in einem Ökoladen ein und werde von Kindern in der Hausaufgabenbetreuung belästigt. Den Rest des Tages verbrachte ich mit skypen. Ich war auch viel zu müde mich außerhalb meines Bettes zu bewegen. Zuerst hatte ich meine Kommilitonin in Indonesien am "Hörer", die wie ich eine Feldstudie durchführt. Wir waren uns einig, dass das Thema "Kulinarische Ethnologie" zum Himmel stinkt und wir alles andere interessanter finden. Wir durchlebten in zwei verschiedenen Kulturen diesselben Gefühle und wir konnten uns gegenseitig verstehen, dass wir zum Beispiel eine Zeitlang beide nicht das Haus verlassen wollte, weil wir es satt waren immer wieder die gleichen neugierigen Fragen zu beantworten und unentwegt angestarrt zu werden. Nun brauchte ich etwas Stärkung. Die Nacht bevor entdeckte ich, dass abends Familien (?) mobile Karinderyas auf den Bürgersteigen aufstellen.  Ich suchte mir mein Leibgericht Escabeche aus. Normalerweise  sucht man sich selbst  einen Tisch  und der Transport des Essens ist eigene Sache. Ich als weißes Mädels wurde bedient. Wie ich es hasse, ich fühl mich dann wie eine Kolonialherrin. Ich stand auf und wollte mir mein Becher mit Wasser füllen und machte dem einen Kerl klar, dass ich schon ein großes Mädchen bin und es alleine kann.  Zurück im Hotel skypte ich bis tief in die Nacht nach Deutschland. Ist halt klar, dass ich dann heute morgen äußerst spät erst aufgestanden bin. Heute stand auf dem Plan die Stadt und die Parks per Fuß zu erkunden. Ich hatte mir einige Ziele augesucht und sie in meinem Kopf gespeichert. Ich ging raus und suchte mir erst einmal was zu futtern. Als ich losziehen wollte, fing es an zu schütten, sodass innerhalb von Minuten alles überflutet war. Ich stellte mich unter. Leider unweit von dem einem Kind, dass mich gestern schon belästigte. Der etwa 13 jährige Junge bettelte im ausgezeichnetem Englisch erst nach Essen und dann nach Geld. Ich fing, so dumm wie ich auch bin, mit ihm an zu diskutieren und auf einmal gaben die Herumstehenden auch noch auf Bisaya ihren Senf dazu (keine Ahnung, was die gesagt haben). Das Gespräch war aber beendet, als ich sagte, dass ich doch nur eine Frau bin und die die reichen weißen Männer anbetteln sollen. Entweder funktionierte das sexistische Argument oder irgendwas anderes, aber er ließ mich in Ruhe. Es hörte aber nicht auf zu regnen, sodass ich in das Hotel zurück ging und einen Film schaute und meine Aufzeichnungen sichtete. Es meldet sich aber schon wieder mein Magen, aber der Rest meines Körpers weigert sich in den Regen hinaus zu jumpen. Ich mag ja Regen, aber momentan ist es auch wirklich nicht warm.
Heute abend gab es Pinakbet, das wählte ich, weil Vanie es nie für mich gekocht hat. Sie sagte, sie könne es nicht. War ganz lecker, aber anders als das, was ich bisher kannte. Ich guck nachher noch in mein Pinoykochbuch. Dazu lecker Algensalat, indem Ananas und Ingwer schwamm. Netterweise bot die Karinderya auch Obst an, sodass ich mir direkt eine Banane gab. Als Snack beim Filmschauen später  kaufte ich noch Nüsse bei den Straßenverkäufer. Sie rösten die Nüsse frisch in Öl und Knoblauchscheiben und erfreuen mein Herz.
Morgen gehe ich dann noch einmal in die Uni und versuche das Buch zu sichten, was Doreen Fernandez über die philippinische Küche geschrieben hat. Im online Katalog ist es zumindest vorhanden. Ich wollte es mir ja kaufen, aber ich habs in der Buchhandlung nicht gefunden. Die beiden Buchhandlung, in denen ich war, sahen sehr mager aus. Die Bücher von Doreen Fernandez sind in Deutschland nicht erhältlich und nur per Shipping und für 100 Dollar zu erwerben.

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