Donnerstag, 22. September 2011

Panglao Island, Deutsche und ich


Ich weiß, dass wir Westler uns für die tollsten und fettsten Fische im Aquarium halten. Mir wurde mal wieder vor Augen gehalten, dass wir unser Kolonialgehabe nicht ablegen können. Der Gedanke kam mir auf Panglao Island. Sie ist durch eine Brücke an Bohol dran getackert. Eigentlich hatte ich nicht beabsichtig die Insel aufzusuchen. Nachdem ich aber so viel über die tollsten Strände Bohols gehört hatte, wollte ich sie mir aber selbst einmal vor Augen führen. Kurz bevor ich zum Dolho Beach fuhr, erreichte ich endlich das Ehepaar, dass auf Bohol lebt. Der Deutsche sagte mir, dass sie mit dem Hausbau auf Panglao sehr beschäftigt waren und ich wollte mich nicht unnötig aufzwingen. Ich beendete3 das Telefonat, traurig darüber, sie nicht besuchen zu können. Nicht mal eine Minute später rief mich die philippinische Frau an und wir vereinbarten, dass sie mich nach meiner Erkudnungstour per Auto abholen. Ich fuhr fix zum Strand und war überwältigt. Ich kannte bisher nur Strände, die nur aus Steinen und Felsen bestehen. Hier war es, wie man sich einen Strand ausmalt. Wundervoll und noch mehr begeistert war ich von den vielen und abervielen Seesternen, die sich sonnten. Nach meinem Spaziergang, rief ich das Ehepaar an. Wir gingen kurz darauf Essen und sie meintesn, es sei zu spät, um mit einem Jeepney zurück nach Tagbilaran zu fahren, sodass ich über nacht blieb. Sie luden mich tags darauf ein, bei ihnen zu wohnen und ich holte meine Sachen aus dem Hotel. War nur ärgerlich, dass ich die Nacht bezahlt hatte ohne im Hotel übernachtet zu haben. Über Panglao ist zu sagen, dass es eine Ansammlung von maßig vielen Resorts, Hotels, Bars, weiße Strände und noch weißere Touristen ist. Unsere lieben Touristen gehen in Resorts von Franzosen, Kanadier, Ami bis hin zum Schweizer. Natürlich auch Deutsche. Ich war froh in keinem Hotel zu leben, da ich mir die Preise nicht leisten konnte und Couchsurfing findet man auf Bohol nicht. Ich  schlief auf einer Matratze im Wohnzimmer umgeben von zwei kleinen Hunden, die manchmal nachts Spaß daran hatten neben meinem Ohr zu bellen.  Aber das nahm ich gerne in Kauf  auf der kleine Insel die europäische Preise hat. Die Preise hielten mich aber nicht davon ab in einem Hotelrestaurant ausgezeichnet Deutsch zu essen und Deutsch zu reden. Nach zwei Monaten genoß ich  einen Rotwein. Ganz ehrlich, war mir das sogar eine größere Freude als Deutsch zu schmausen. Der Inhaber des Resorts lud mich für den nächsten Abend ein, um meine Forschung durch sein Wissen etwas zu bereichern, denn er lebt seit fast 15 Jahren auf den Phills. Die Infos waren jetzt nicht sonderlich der Brüller und füllten nur eine Seite in meinem Forschungsbuch, aber dafür war die Gesellschaft ganz nett. Der Resortbesitzer hatte zuvor ein Meeting seines Bikerclubs. Einer der Biker saß mit uns am Tisch. Wie Biker nun mal so sind, haben sie einen derben Ton drauf. Die beiden redeten ununterbrochen über ihr ausgefülltes Sexleben mit Filipinas. Ich dachte mir nur, Hunde die bellen, beißen nicht, nicht wahr? Dass die Mädels hier leicht zu haben sind, ist klar. Die Männer sind alt und versprechen ein Leben in Wohlstand.  In dem Bikerclub sind , wie ich in den nächsten beiden Tagen an Infos sammeln konnte, steinreiche Menschen. Einem Typ gehörte eine Kunstofffirma, die für BMW die Sitze lieferte. Einem Chinesen gehört ein Hochhaus in Manhatten mit 75. Stockwerken, generell viele Leute mit Immobilien, die irgendwelche Vorsteher von Firmen sind. Ich war ziemlich eingeschüchert. Und was erzählten die Leute so untereinander: sie nerve es, dass sie keine eigene Mall haben und nach Tagbilaran fahren müssen (sehr kurzer Weg), um einen Arzt aufzusuchen. Auch, dass man seit Jahren hier lebt und immer noch kein Wort Bisaya kann, lässt mich ja auch ein bisschen an den Leuten zweifeln. Das sind dann die, die sich in Deutschland über unsere schwierigen und anpassungslahmen Ausländer beschweren...Dem Bekannten, bei dem ich lebte, konnte ich an einem Abend sehr viel Neues berichten, obwohl dieser schon seit 20 Jahren hier lebt. Was hat er bloß all die Jahre gemacht? Mein Anspruch wäre es, sich mit der Kultur im Land auseinander zu setzen, in der man lebt und nicht ein Klein-Deutschland zu gründen. Aber im Ausland hat man halt Rudelbildung und bleibt lieber unter der gleichen Nation. Vielleicht lass ich auch grad den großkotzigen Ethnologen raushängen, der für sich in Anspruch nimmt, die Pinoys auf einmal besser zu kennen, nur weil er grad mal zwei Monate mit ihnen zusammen gelebt hat. Nach dem sehr aufschlussreichen Abend, fragte mich der Resortbesitzer, ob ich mit ihm und seiner Tauchergruppe bestehend aus Touris und Freunden mit raus fahren möchte. Ich war noch nie auf einem Taucherschiff und hatte Lust mitzukommen. So lernte ich die Deutschen noch besser kennen und bin ihnen ethnologisch auf den Grund gegangen. Es war schon Recht lustig Sächsisch, Berlinerisch, Schwäbisch, Badisch und Bayrisch so weit weg von zuhause zu hören. Fast alle hatten eine philipinische Lebensgefährtin oder Frau. Zwei hatten sogar Nachwuchs gezeugt. Die restlichen rühmten sich mit zahllosen Eroberungen. (ich mein, so schwer ist es ja auch nicht als weiße Person sich hier jmd abzuchecken). Teilweise waren echt derbe Sprüche dabei, die ich hier nicht wiedergeben möchte. So sehr die die Frauen in den Himmel lobten, umso abschätziger redeten sie von den Männern. Die Frauen (ihre Lebensgefährtinnen), wie auch die Männer (Arbeiter) scheuchten sie unentwegt hin und her. Die Frauen aßen auch separat von uns und bedienten uns von vorne bis hinten. Ich lernte auch sehr viel: z.B. wie man illegale Bewilligungen erhält, wie viel Schmiergeld für das ein oder andere kostet oder wie man eine Jacht auf die PH bringt ohne Zoll zu bezahlen. Generell wurde über alles geschimpft: die Menschen, das Essen, das Government...warum sucht man sich denn dann dieses Land aus? Ich war wirklich sehr erschrocken über das Verhalten der Deutschen hier. Mir kam sofort der Gedanke an Post-Kolonialherren. Oder ist es der Fehler der Pinoys sich Weißen immer so unterwürfig zu zeigen?
Während des 1. Tauchgangs blieb ich am Schiff mit einem Langzeitreisenden, der seit 4 1 /2 die Welt erkundet. Er erzählte mir viele Anekdoten und wir erörterten das Verhalten der hier lebenden Deutschen und teilten dieseleb Meinung. Beim 2. Tauchgang gingen wir an den Strand der naheliegenden kleinen Insel, wo wir unser Lunch zu uns nahmen. Knoblauchbrot, Kartoffelsalat, Pork belly salad, Reis, Squib salad und Shrimp in Knoblauchöl. Der Strand war wundervoll, weiß, weich und voller Muscheln und ich hab in meinem ganzen Leben noch nie so klares Wasser gesehen. Das schöne war, dass ich auch keinen einzigen Peso zahlen musste und der Resortbesitzer war es eine Freude mich mitgenommen zu haben.
Am nächsten Tag fuhr ich via ferry nach Cagayan de Oro zurück. Meine Bekannten hatten so ein Stress geschoben, dass ich kein Platz mehr in der Fähre bekommen, sodass ich 6h bevor meine Fähre abfuhr am Hafen war. Blöd nur, dass der Ticketschalter erst um 17:30 Uhr aufmachte. Ich hätte mir in der Stadt ein Ticket besorgen können, aber mit meinem ganzen Gepäck beladen,  war ich zu faul durch die Gegend zu rennen. Ich wartete nun 5h und vertrieb mir die Zeit mit  sinnlosem Internetsurfing und einem National Geographic von Januar 2011, das ich im Terminal gekauft hatte.  Das Ticket kaufen war eine sehr konfuse Angelegenheit. Niemand stand in einer Reihe und bevor man sein Ticket kaufen konnte, musste man auf einem Zettel Name, Alter und Reiseklasse niederschreiben und aufspiesen. Wir drängten uns um das Verkaufshäuschen un warteten bis wir aufgerufen wurden. Ich musste einen weiteren Zettel ausfüllen, weil ich Studentenrabatt haben wollte. Es reichte nicht einfach nur den Studnetenausweis vorzuzeigen. Ich bekam mein Ticket und musste dann auf dem Hafengelände mein Schiff suchen, was gar nicht so einfach war. Auch die anderen Passagiere streunten ziellos umher. Die Sicherheitskontrollen nach Mindanao fielen ziemlich lachhaft aus. Es gab nur zwei Durchsuchen. Einmal schauten die Guards oberflächlich in mein Gepäck, kurzes Abtasten und dann wurde ich mit einem Handdedektor bestrahlt. Von CDO nach Bohol gab es drei Sicherheitsschleusen, Abstatsen, wo mir mein Feuerzeug abgenommen wurde und dann mussten alle Passagiere sich in eine Reihe setzen. Das Gepäck wurde vor den Menschen aufgereiht. Eine weitere Abtasttour wurde veranstaltet und ein Hund schnüffelte sich durch das Gepäck.
Meine Fähre fuhr mit einer Stunde Verspätung los, weil die Arbeiter mit dem Ausladen nicht schnell genug war, trotz allem kamen wir fast pünktlich in CDO an. Die Fahrt absolvierte ich in der Economy Class, d.h. keine Klimaanlage und keine Fenster. Die Stahlbetten waren etwas kleiner und es gab keine Bezüge für die Matratze. Aber was solls, ich frierte mir nicht den Hintern ab und konnte sogar ein bisschen schlafen. Sitzen ging auch schlecht, weil durch den Wellengang und den bissl Sturm draußen wurde mir übel.
Heil angekommen in CDO wartete ich ein paar Stunden im Jollibee auf meinen Emailkontakt, der mir angeboten hatte bei ihm zu wohnen. Ebenfalls ein Deutscher, der ausgwandert ist. Die letzten beiden Tage zeigte er mir Ecken in CDO, die ich gar nicht kannte. Zum  Glück kennt er sich mit all den Jeepneyrouten aus. Ich bin damals ausschließlich Taxi gefahren. Doch auch hier befinde ich mich in Klein-Deutschland und ich teile auch nicht alle Meinungen, die er über die Philippinenmenschen hat. Ich hab einfach einen anderen Blick. Als Ethnologe habe den Anspruch mich einer 2. Sozialisierung zu unterwerfen. Ob es funktioniert oder nicht, ist erstmal nicht wichtig, aber ich möchte so leben wie meine Forschungsobjekte, um sie zu verstehen und mir einzubilden Filipina zu werden. Nach dem kurzen Aufenthalt von zwei Monaten stelle ich jedoch in Frage, ob eine weitere Sozialisierung wie Malinowski sie beschreibt überhaupt möglich ist (nach der Veröffentlichung seiner Tagebücher kann man sagen, dass er selbst gescheitert ist). Jeder Mensch für seinen Teil kann es versuchen, aber man bleibt für die Einheimischen immer der Fremde und auch die eigene Kultur lässt sich nicht ablegen, weil man immer in Versuchunh gerät, die fremde mit der eigenen Kultur zu vergleichen. Wenn das Vergleichen nicht mehr vorhanden ist, kann man behaupten einigermaßen angekommen zu sein. Interessanterweise sympathisier ich momentan mehr mit den Pinoys als mit all den Asuwanderern, die hier leben. Ich weiß nicht, woher dies Loyalitätsgefühl kommt, weil ich auch oft einfach nur vom allem, was im entferntesten mit Pinoys zutun hat, genervt bin. Seit ich in Kontakt mit Deutschen getrettn bin, vermisse ich meine adoptierte Familie in Malimono. Dorthin zurückzukehren plane ich am 1. Oktober und ich freue mich schon auf ein Wiedersehen.

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