Montag, 29. August 2011

Meins, meins, meins! - Grenzen setzen auf den Philippinen

Ich dümpel die letzten Tage nur noch rum und warte, bis es endlich nach Butuan City geht. 

Meine Stimmung ist an einem Nullpunkt: Kulturschockleiden Langeweile, keine neuen Forschungsergebnisse, keine anderweitigen Aufgabe, keine Abwechslung. All diese Dinge zerren an meinen Nerven.

Dazu versuche ich vergebens meine bisherigen Forschungsdaten auszuwerten, was leider fehlschlägt. Entweder möchte Tatay mit mir Rum trinken, Eman mir irgendwas erzählen oder jemand möchte an meinen Laptop um Computer zu spielen...

Grenzen setzen
Das Laptop stellt sich als ein neues Konfliktpotenzial heraus. Nachdem ich mir im McDonalds in Surigao City Pacman runtergeladen habe (ein Hoch auf Free WiFi), wollen alle meine Bekannten am PC zocken.

Samstag, 27. August 2011

Kulturschock auf den Philippinen - und der Kampf dagegen


Meine Stimmung ist zurzeit an einem Tiefpunkt. Etwas Kulturschock würde ich mal sagen. Dazu kommt, dass Langeweile nicht sehr hilfreich ist in meiner Antriebslosigkeit. Meine Forschung liegt brach.

Jede Beschäftigung, die ich mir suche, soll ich nicht machen, weil es Eman oder Evanis Aufgabe ist oder wenn ich raus will zum Spazieren, muss ich immer sagen, wo genau ich hingehe und wann ich zurück bin.

Durch meine vielen Einschränkungen und meiner schlechten Laune, lasse ich es viel zu oft an meinen Mitmenschen aus. Kurze knappe Antworten sind zurzeit meine Rebellion. Anfangs konnte man mir es auch im Gesicht ablesen, aber man verliert halt einfach sein Gesicht, wenn man nicht "glücklich" ist.

Donnerstag, 25. August 2011

Das Wilde Blau

Liebevoll umspülst Du die Steine
bevor Du sie mit Gewalt zu Dir in die Tiefe ziehst.
Mit dieser Kraft schleuderst Du auch gedankenlos wirre Fiktionen in meinen Kopf,
Mit dieser Wucht ist es nur schwierig aufzunehmen,
Mit dieser Anmut ziehst Du mich in Deinen Bann.

Du - wie auch ich - sind Naturgewalten.
Keine Grenzen können uns aufhalten.
Wir
reißen nieder,
zerstören
und gestalten neu
ganz nach unserem Dünken.

Denke ich.

Versuche keine sinnentleerten Parallelismen!
Die Wahrheit ist
so ungestüm
so wild
so frei
wie ICH
kann niemand sein!
brüllst du mir aus tausend wohlgeformten Lippen entgegen.

Ich knicke unter dem Meeresblick ein
und wünsche sehnlichst
eins mit dir zu sein.
Langsamen Schrittes genieße ich die spritzige Fröhlichkeit,
mit der du mich umspülst.
Mehr o mehr!
Ziehst du mich zu Dir.
Bis eine atemberaubende Welle mich des festen Stands entreißt
mich durchdringt
mich glücklich meines Lebens beraubt.

Sonntag, 21. August 2011

Obst und Gemüse auf den Philippinen

Heute war ich zum zweiten mal in den Bergen, um mir den provinziellen Lebensmittelanbau im nördlichen bergigen Mindanao bei Malimono anzusehen. 

Ich war mit meinen philippinischen Freunden im Gänsemarsch in den dschungeligen Bergen unterwegs. Das Gelände ist unwegsam und bergig, in dem sich kleine Trampelpfade schlängeln. Auf dem Weg trafen wir sogar auf Goldschürfer, die mitten im Dschungel für eine Minengesellschaft arbeiten.


Wenn man den Anstieg geschafft hat, traut man seinen Augen nicht. In unwegsamen Gelände befanden sich eine große Menge an Ananaspflanzen. Wir trafen direkt den stolzen Farmer der Ananasplantage, der mir eine 6kg schwere Ananas verkaufte. Das Obst schmeckt einfach herrlich süß! Zudem besuchten wir verschiedene kleine private Gärten und ein Cassava- und Süßkartoffelfeld. Alle Gärtner und Farmer haben sich sehr über unsere Anwesenheit gefreut und uns ihre Gärten gezeigt

Ich habe mal eine Zusammenfassung erstellt, was ich bisher so an Wurzeln, Obst und Früchte gefuttert habe und was wir in den Gärten bewundern konnten. Natürlich sind das nicht alle Nahrungsmittel, die es auf den Philippinen gibt. Die hier aufgelisteten Gemüse- und Obst-Sorten sind diejenigen, die mich drei Monate lang begleitet haben. In den eckigen Klammern steht der Eigenname in Cebuano.

Obst [bunga]
  • Rosenapfel [tambiserfrischende, etwas saure Frucht. Erinnert mich an nicht süßes Bitter Lemon. Mit Salz oder Zucker essen
  • Banane [saging]
  • Rambutan schmeckt nach Litschi und ist auch damit verwandt. Besonders auffällig durch ihre roten Haaren an der Schale.
  • Stinkfucht [duriander süßlich faule Geruch hat nichts mit dem leckeren Geschmack zutun. Unbedingt probieren auch wenn de Geruch abschreckt!
  • Kakao [kakawmanchmal haben wir mit der Milch von jungen Kokosnüssen morgend "Milchreis" mit Kakaogeschmack gemacht. Wobei die Herstellung von verzehrfertigen Kakaobohnen entwas aufwendig ist mit Trocken und Rösten
  • Papaya [kapayasauf den Philippinen schmeckt sie sehr süß und ist eine riesige Frucht.
  • Ananas [pinya]
  • Jackfruit [langkasieht der Durian ähnlich. Geschmack der rohen Jackfruit erinnerte mich an Gummibärchen. Obwohl die Frucht sehr süß ist, wird sie manchmal mit Zucker gegessen.
  • Kokosnüsse [lubi]
  • Mangostane [santolsüß und sauer in einem! Mein absolutes Obst-Highlight!!!!!
  • Mango [manggaSüßes Grundnahrungsmittel! Die schmale und gelbe Verwandte der runden, rot-grünen Mango, die wir nach Europa importieren. Die philippinische, asiatische Mango ist viel süßer und von Natur aus faserarm. Es gab keinen Tag, an dem ich keine gegessen habe.
Kohlenhydratreiche Pflanzen
  • Süßkartoffel [kamote] Der Snack schlechthin. Gibt es fast täglich zwischen den Mahlzeiten und als Beilage zum Reis. Also eigentlich sind camotes immer mit dabei.
  • Maniok [cassava] Werden wir Salzkartoffeln vorbereitet und schmecken auch danach. Vor allem die arme Bevölkerung isst Maniok in zu hohen Maßen. Da Maniok viel Blausäure enthält, leiden diese Menschen unter Blausäurevergiftung. Blausäure wird im Körper zu Thiocyanat umgewandelt und verhindert die Jodaufnahme in der Schilddrüse. Viele ärmere Menschen, die mir begegnet sind, leiden an Kropfbildung und Kretinismus. 
  • Kochbanane [pisang] Der kleinere Verwandte uns in Europa bekannten Banane. Den typischen Bananengeschmack kann man zum Teil nur erahnen und ist eine andere Kohlenhydratvariante zum Reis, Maniok oder Süßkartoffel
  • Reis [bisaya:humay / tagalog:kanin] Die Gegend um Malimono herum hat keine Reisfelder. Das Land ist dort zu steinig. Ich gehe davon aus, dass es sich einfach nie gelohnt hat, dieses Stück Land zu kultivieren. Kurz vor Surigao City finden sich Naßreisfelder mit den fleißigen Arbeitern mit ihren Wasserbüffeln [kabaw].
Gemüse [utanon]
  • Grüne Bohnen [abitsuylas] Prinzess-, Schlangen- und Stangenbohnen finden sich geschnitten in vielen Gerichten wieder.
  • Tomate [tomatis] Tomaten gibt es einfach überall. Die meisten meiner Bekannten mögen sie aber nicht und fischen sie aus dem Essen heraus. Sie seien nur für den Geschmack in den Gerichten wie das Zitronengras, was man ja auch nicht mitesse. Als ich relativ am Anfang Tomatensoße aus frischen Tomaten gekocht habe, war das eine Katastrophe für meine Gastfamilie, die sich aus Höflichkeit meine "Soße" mit Tomatenstücke reinzwang.
  • Zwiebeln bzw. Essschalotten [sibuyas] vorrangig kleine rote Zwiebeln
  • Frühlingszwiebeln [sibuying] sehr beliebt sind auch die grünen Frühlingszwiebeln, um das Essen zu verfeinern. Werden selten mitgegessen und wie Tomaten aussortiert.
  • Aubergine [talong] sehr zu empfehlen ist das Auberginenomelette [tortang talong]
  • Bittermelone [ampayala] absolut nicht mein Geschmack...bääääh. Gut für den Fettstoffwechsel, ist in Europa un in Nordamerika vor allem als Zutat in Nahrungsergänzungsmittel bekannt.
  • Bananenblüten [puso ng saging] ja, Bananen haben große dunkellila Blüten und ja, man kann sie essen. Kann roh gegessen werde, dann ist die Blüte etwas bitter, erinnert an Artischocken. Ansonsten als Gemüsebeilage gebraten, sauer mariniert oder als Suppeneinlage 
  • Wasserspinat [kangkong]
  • Mungobohnen [monggo] ganz ehrlich sind die Bohnen mir nicht in Gerichten begegnet, sondern als süße Bohnenpaste in Dampfbrötchen.
  • Okra eine der ältesten Gemüsesorten der Welt. wundert mich, dass sie in Europa so unbekannt ist. Die Schoten erinnern geschmacklich an grüne Bohnen.
  • Luffa [patola] Ein Kürbisgewächs, das mich ein wenig an Zucchini erinnert hat
  • Cayote [sayote] ebenfalls ein Kürbisgewächs und der Luffa sehr ähnlich.
  • Chinakohl [repolyo]
  • (Schlangen-)Kürbis [kalabasa] Ich habe noch nie so viel Kürbis gegessen!!! manchmal denke ich noch immer wehmütig daran, warum man nicht das ganze Jahr welchen essen kann. Kürbis wird auch gerne als Snack zwischen den Mahlzeiten gegessen.
  • Jackfruit [langka] Eigentlich ist es ja eine Frucht, aber häufig begegnete es mir Gemüse in Gerichten. Nanay hat mir erzählt, dass sie vor 30 Jahren Jackfruit auch häufig als Fleischersatz gegessen hatten. Jackfruit verliert durch Kochen seinen eigentümlichen süßen Geschmack und seine gelbe Farbe, sodass nach dem Kochen nur eine graue Pampe zurückbleibt.
  • Paprika [panakot]
Gewürze
  • Calamondinorange [kalamansi] dieser kleine natürliche Citrus-Hybrid wird für die sawsawan-Soße verwendet.
  • Chili [sili] eher eine Zutat in der sawsawan-Soße, sonst fand ich selten in den Gerichten
  • Ingwer [luya] Fand ich in der sonst faden Alltagsküche einen geschmacklichen Genuss
  • Blätter des Meerettichbaumes [malunggay] wurde häufig in die Fischsuppe getan, doch auch als Tee getrunken, wenn das Gefühl bekam, man bekomme eine Erkältung




Freitag, 19. August 2011

Meine Erfahrung mit Ungeziefer und Ratten auf den Philippinen

Tote Kakerlake wird von den 

aggressiven Miniameisen gefressen
Regen und Ungeziefer
Momentan regnet es viel und lang. Das kühlt die hohen Temperaturen etwas ab und ich werde munter. Das endet meist in überglücklichen Rumgespringe meinerseits im Regen. Meine philippinische Familie schaut mich dann nur an, als sei ich verrückt geworden. Sie versuchen auch immer wieder mich aus dem Regen rauszuholen. Für sie ist Regen etwas Schreckliches. Selbst bei ein paar Tropfen, rennen sie schnell zu einem Unterschlupf und mokieren sich, wenn sie etwas nass geworden sind. Sie fürchten sich sehr krank zu werden. Wobei ich mir nicht vorstellen kann, dass man so schnell eine Erkältung durch den Regen bekommt. Sobald die Sonne rauskommt, trocken Kleider und Haar sofort wieder.

Donnerstag, 18. August 2011

Philippinischen Ureinwohner in Surigao de Norte und Hautfarben

Wasser ist nicht giftig
Im Zuge meiner Forschung untersuche ich auch, wie viel die Menschen in meiner Umgebung täglich trinken. Mit Erschrecken muss ich feststellen, dass alle viel zu wenig trinke. Als Hausaufgabe habe ich 15 Personen gesagt, sie sollen die Wassergläser zählen, die sie trinken. Zuvor hatte ich geprüft, ob auch alle gleichgroße Gläser besitzen. Zudem befrage ich viele Leute und beobachte zusätzlich. Durchschnittlich werden ca. 800 ml täglich getrunken.
Ich habe versucht zu erklären, dass mehr getrunken werden muss.  Viele klagen über Kopfschmerzen, die älteren haben Probleme mit ihren Nieren und Nierensteinen. Sie denken nicht, dass Kopfschmerzen und Nierenprobleme von zu wenig Flüssigkeit kommt. Ich stoße auf vehemente Ablehnung, wenn man mehr trinke, müsse man mehr schwitzen. Deshalb lautet die Devise, so wenig trinken, wie nur möglich.

Hautfarben
Nicht nur bei Regen oder vereinzelten Regentropfen wird der Regenschirm ausgepackt. Der Regenschirm ist auch bei sonnigem Wetter ein ständiger Begleiter. Noch schlimmer als nass zu werden, ist  die Befürchtung braun zu werden. Dunkle Hautfarbe steht hier für arme Menschen, die in der Sonne arbeiten müssen. Zum Teil auch von niedere Herkunft, wie ich unschön erfahren musst.

Dienstag, 16. August 2011

Bilder bei Flickr

Halli, hallo liebe Alle und Allinnen,

ich bin so gluecklich, denn ich bin seit 1 Monat mal mehr als 30 min alleine, da ich heute spontan und zum Erschrecken meiner Familie alleine nach Surigao City gefahren bin. Sie sind in Fiestavorbereitungen und da das alles im Rahmen der katholischen Kirche geschieht, sehe ich nicht ein, einen Finger krum zu machen.

Meine Forschung ist grad so lala. Ich verspuere nicht so viel Lust, vielleicht haengt es auch grad mit der Hitze zusammen oder dass ich kein Reis mehr sehen kann. Deshalb hab ich mir heut Milch und Haferflocken gekauft xD Nach dem Internetcafe geh ich dann noch schnell zu den Obststaenden um mir ein richtig tolles leckeres bombastisches Muesli zu machen.
Vorgestern hat mir Vani auch Spagetti nach meinem Rezept als Ueberraschung zubereitet. Als ich vor einer Woche fuer die Familie gekocht habe, hat sie sich alles gemerkt.

Achso, warum ich den Post erstellt habe: ich lade gerade Bilder bei flickr hoch, es ist leider zu langsam, um auch parallel die Bilder hier hochzuladen. Verzeiht. Der Link ist links hier aufm Blog.

Vielen Dank fuer die Aufmerksamkeit

Freitag, 12. August 2011

Christentum, Hochzeitszeremonie und Bruderschaften auf den Philippinen

Nachdem ich nach meinem Namen, Familie, Herkunft und Beziehungsstatus befragt werde, ist die nächste Frage über meine Religionszugehörigkeit. Anfangs machte ich keinen Hehl daraus, dass ich zwar getauft, aber nicht gläubig bin. Mittlerweile bin ich etwas zurückhaltender und sage lediglich, dass ich Christ bin, um folgende Situationen zu vermeiden:

Donnerstag, 11. August 2011

Die Gefahren im Dorf und der Angriff der New People's Army

Bewegungsmangel
Jetzt, wenn ich munter werde, weil die Temperaturen dank Regen abkühlen, habe ich einen hohen Bewegungsdrang. Ich meine eigenständig Bewegung ohne motorisierte Unterstützung. Selbst in das nächste Nachbarsdorf, das 1km enfernt ist, fährt man mit dem Motorradtaxi. Laufen ist etwas für ganz Arme, die keine Pesos für ein Taxi oder Jeepney übrig haben. 
Um meine Freizeit auszufüllen habe ich auch versucht, Hausarbeit als Beschäftigungsmaßnahme aufzunehmen. Dann bekommt aber Evani Ärger, dass sie als Hausmädchen nicht ihre Aufgaben erfüllt, sodass der Gast selbst anpackt. Da helfen auch meine Einwände nicht. Dann kommt es noch erschwerlich dazu, dass spontane Spaziergänge meinerseits etwas schwierig sind, weil ich kaum ohne Begleitung unser Haus und Garten verlassen darf.

Freitag, 5. August 2011

Erste Forschungsergebnisse, Alkoholismus und Freundschaften

Forschung
Meine Forschung hat in den letzten zwei Wochen meiner Funkstille grandiose Fortschritte gemacht. Ich habe Zugang zu den anderen Haushalten und ihren Koch- und Essrituale erhalten, sodass es mir möglich ist, verschiedene Haushalte miteinander zu vergleichen. Die Haushalte gehören zu Evanis und Emans Freundeskreis, die sich sehr darüber freuen, dass ich als Forscher an ihren Küchen, Rezepten und Ritualen interessiert bin. Jeder will mir sein Zuhause zeigen und mit mir zusammen kochen

Das Essen ist sehr fleischlastig. Viel Schweinefleisch, manchmal Hähnchen und ganz selten Rind. Dazu gibt es zu allen drei Hauptmahlzeiten Fisch. Das Fleisch ist sehr fettig und besteht aus vielen Knorpeln. Bei den Hähnchengerichten muss  beim Essen auf die Knochensplitter aufgepasst werden. Meist wird das ganze Fleisch und Fisch verwertet. Hühnerkrallen (liebevoll adidas genannt, weil sie an das alte Logo des Sportherstellers erinnern), Hühner- und Fischköpfe, Eingeweide, die Fettschicht - alles wird gefuttert.