Donnerstag, 15. September 2011

Entdeckungsreise



Meinem Hals geht es schon besser. Kaum noch zu spüren. Deshalb sprühte ich heute morgen vor Energie und machte mich morgens um 11 Uhr auf die Insel zu entdecken. Ich wollte nach Carmen, da ich den Tipp erhielt, dass man dort die weltberühmten Chocolate Hills und der Stolz der Boholanon am besten ablichten kann. Carmen liegt im Landesinneren und ich fragte meinen Hotelbesitzer, wie ich am besten dorthin komme. Er sagte, ich solle den Bus bis nach Laoy nehmen und dann umsteigen nach Carmen. Nichts leichter als das. Doch zuerst musste ich erstmal einen Bus finden. Die Jeepney- und Vanfahrer sagten, ich solle den großen Überlandbus nehmen. Ich wartete am Highway bis er kam, in Filipinomanier streckte ich die Hand aus. Der Busfahrer machte mir per Handzeichen klar, dass ich ein paar Meter vorrennen sollte, da er dort hielt. Rennen mit Krabbenschnitten an der Fußsohle stellte sich als Tortur heraus. Das bemerkte ich leider zu spät, sodass ich nach meinem humpeligen Rennen im Bus saß. Ich hatte das Glück einen Fensterplatz zu erhalten. Dort ist die Luft besonders erfrischend, da es keine Fenster in dem Sinne gibt. Wem es zu zugig wird, kann das Holzbrett hochschieben, dann kann man aber auch nicht mehr raussehen. Eine Stunde lang ging es an der Küste entlang, dann stieg ich in Laoy um. Der Cashier im Bus war so nett, den Bus dort schreiend anzuhalten, sodass ich direkt eine weitere Stunde nach Carmen fahren konnte. Busfahrten auf den Phills sind immer sehr spannend. Ich liebe ja Achterbahnfahrten und manch eine Busfahrt kann man ruhig damit vergleichen. Enge Kurven, ein Auf und Ab, Vollbremsungen sowie haarsträubende Ausweichmanöver sind an der Tagesordnung. Wie oft kommt es eigentlich vor, dass ein Bus umkippt? Ich finds immer sehr aufregend Bus zu fahren und ich kann die Menschen verstehen, die sich in den Bus setzen und sich sofort bekreuzigen. Aber zum Glück sind in den Bussen kleine Altare mit so`m Hippie am Kreuz und „God Bless Our Trip“ und weitere gottesfürchtige Sprüche, die unsere beschützenden Begleiter sind. Ich dachte ja, dass die Boholanon an Weiße gewöhnt sind, hier sind nämlich ziemlich viele. Bei jedem Stop musste ich dennoch sitzenden Filipinos „Halo“ sagen oder winken. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich alleine als Mädel reise. Gestern verfolgte ich ein weißes Pärchen, um zu beobachten, wie die Einheimischen mit ihnen umgehen. Merkwürdigerweise wurden sie komplett ignoriert (naja, halt nur angestarrt und die Souvenirverkäufer wollten ihr Zeug an sie loswerden). Ich hatte 2h Zeit die Barrangys zu analysieren. Mann, was hier für fette Häuser stehen. Ich frage mich, ob sie Einheimischen gehören oder Ausländern. Generell machen die Boholmenschen einen wohlhaberen Eindruck als ich es vom ländlichen Mindanao kenne. Hier gibt es zwar auch schäbige Hütten, aber nicht in der Menge wie die großeNachbarinsel. Mindanao ist nicht im Besitz der vielen Touristen wie die viel kleinere Insel Bohol, auf der Touristen gerne ihr Geld lassen. Bohol ist das Reiseziel vieler Ausländer und Filipinos. Ich weiß nicht, ob genau deswegen Bohol auch deswegen viel sauberer ist. Natürlich wird Müll in die Pampa geworfen, doch nicht so viel, wie ich es bisher gewöhnt war. Hier stehen auch Jahrhunderte alte Kirchen von den Spaniern rum. Bohol war eine der ersten Insel, die komplett hispanisiert wurden. Man merkt auch den spanischen Einfluß in den Genen. Wir switchen mal kurz in die physische Anthropologie: Filipinos bestehen ja aus vielen verschiedenen tribes, die in den 300 Jahren Kolonialzeit zu einem Volk geeint wurden. Wir haben hier kleine Menschen (Negritos) mit krausem Haar und breiteren Nasen, die auch viel dunkler sind. Sie sehen den Aborigines in Australien ein bisschen ähnlich. Was ich bisher in der Uni gelesen habe, sollen sie die ursprünglichen Pinoys sein, die zuerst die Inseln besiedelten. Die Wissenschaft ist sich ja noch nicht einig, wie genau die Bevölkerungsverbreitung vor zig Millionen Jahren genau vonstatten ging, aber eine Theorie besagt, dass die Menschen über die Landbrücken und per Boot über die Phills und Indonesien nach Australien gelangten. Dann gibt es auch sehr helle Pinoys, die vielleicht auch chinesisches Blut in ihren Adern haben. Die Augenformationen sind auch sehr interessant zu beobachten. Es gibt Mandelaugen, aber auch Augen in Schlitzform, auch variieren die Nasengröße und-breite und die Ausprägung der Wangenknochen. Viele der Boholanon zum Beispiel haben einen ausgeprägten Kiefer, sodass die oberen Schneidezähne sehr groß sind und der obere Kiefer etwas nach vorne geschoben ist. Wie ich erwähnt habe, sieht man teilweise den spanischen Einfluss, manch ein Boholanon hat Sonnenbrand, wenn er der Sonne ausgesetzt ist. Die Kiefer-, Wangen und Nasenkochen haben europäische Züge. Aber nur ganz leicht, sodass ich ausgrenzen kann, dass sie aktuell die nachfolgende Generation einer Filipina-Foreigner-Ehe sind. Mir fielen die euopäischen Gesichstzüge direkt ins Auge, da ich in Mindanao nicht solche Gesichter gesehen habe. Die Spanier waren von 1598 (?) bis 1898 die Kolonialherren der Philippinen, das erklärt auch Städte oder Barrangaynamen wie San Francisco, Buenos Aires, Carmen oder Sevilla. Mindanao wurde in diesen 300 jahren nie komplett von den Spaniern erobert, da die muslimischen tribes heftigen und erfolgreichen Widerstand gegen die Besatzer leisteten. Die Muslime waren besser organisiert als die anderen Völker auf den philippinischen Inseln. Im 16. Jahrhundert waren sie die einzigen, die politisch organsierte Kleinstaaten (Sultanate) besaßen. Die anderen Völker der Phills waren nur in politische bands unterteilt, die in Dörfer organisiert waren, die eine Stärke von 100 Haushalten nachweisen konnten. Sie führten neben dem Widerstand gegen die Spanier noch Kriege untereinander. Ein Dorf lag mit seinem Nachbardörfern aufgrund jahrelanger Blutsfehden desöfteren im Klinch. So war es ein leichtes für die Spanier die philippinischen Inseln zu erobern. Als Spanien nach dem Hispanisch-amerikanischen Krieg aufgrund der Niederlage als Reputationszahlung die Philippinen an die USA abgeben musste, wurde Mindanao komplett von den Amerikaner militärisch befriedigt. Die Muslime waren für die Amis gute Handelspartner, da die Sultanate einen Reichtum durch internationalen Handel angesammelt hatten. Die Besatzungsphase der Amis dauerte 50 Jahre an. Auf der Weltaustellung 1916 (?) schifften die Amis ein paar Hundert Pinoys in die USA, um sie auszustellen. Die Politiker waren sich einig, dass diese „Wilden“ noch nicht bereit waren, um in einen unabhängigen Staat entlassen zu werden. Natürlich wurden nur Pinoys in der Völkerschau präsentiert, die nicht viel im Kontakt mit den Spaniern waren. Das betrifft vor allem die Bergvölker. Die Küsten- und Flachlandbevölkerung waren durch die Hispanisierung ziemlich „zivilisiert“ (nicht wertend!!!). Nach dem 2. Weltkrieg entschied die USA, die Philippinen in die Unabhängigkeit zu entlassen. Erst durch die Amerikaner wurden die vielen stämme wirklich katalogisiert. Auch die Spanier kannten z.B. die Ifugao in Nord-Luzon. Dieser tribe lebt/en in den Bergen und so schlecht für die Spanier zu erreichen und so ließen sie sie dort oben auf den Bergen schalten und walten, wie sie wollten. Das erklärt auch, warum einige Stämme mehr ihre Tradition erhalten konnten als andere. Sie lagen einfach nicht im Einzugsbereich der spanischen Macht. Mit der Hispanisierung fing die Filipinisierung an. Um die Insel besser zu verwalten wurden, die vielen Völker zu einem vereint und gleichgeschaltet. Als die Amis, die ja in ihrem eigenem Land Erfahrungen mit ihren american natives gesammelt hatten, 1898 auf die Phills kamen wurden nur die Bergvölker katalogisiert und ihr Lebensgebiet in Reservate umgewandelt. Erst jetzt hatte man eine anthropologische Landkarte der vielen heterogenen Völker.
Ich frag mich grade, warum ich grad diesen schnellen, oberflächlichen historischen Abriss präsentiere? Ich reich euch die Quellen nach, wenn ich an meine Uniunterlagen rankomme, die müssten irgendwo in meinem Mailpostfach sein oder sonstwo hochgeladen sein. Ich hab das grad mal schnell runtergeschrieben, was mir von meinem Referat letztes Semester zum Regionakonflikt Mindanao in meinem Kopf geblieben ist. Ich wollte euch doch eigentlich von meinem Boholausflug berichten!!!
Wie gesagt, ich bin Bus gefahren und ich klopfte an die Busdecke, um zu symbolisieren, dass ich raus möchte. Woher ich wusste, dass ich raus musste? Ich sah auf einem Chocolate Hill eine Aussichtsplattform xD Sofort sprang mich ein Motorradfahrer an und er kutschierte mich den Hügel hinauf. Für weitere 20 Pesos (ja, ich weiß, er hat mich ausgenommen...) wartete ich, bis ich die 200 Stufen hochgekraxelt bin und meine Fotos geschossen hatte. Danach sagte ich ihm, dass ich einen Happen essen wollte. Nachdem ich G.R. erklärte, dass ich nicht in ein Restaurant wollte, brachte er mich zu einem/r Topfgucker(in), die nur Fisch oder Schwein im Angebot hatte. Auch gut, ich hatte lange keinen Fisch mehr. Er erzählte mir von einem Schmetterling- und Koboldmakipark. Als ich wissen wollte, wie weit es ist und wie viel Geld er möchte, entschied ich eigentlich, dass ich mit dem Bus hinwollte. Leider bin ich orientierungslos und ich liebe Motorrad fahren! Was soll ich bloß dagegen tun. Erst wollte er 600 Pesos. Was ein Heidengeld ist und ich sah nicht ein,dass er für 25-30 km so viel Geld verlangte (ein Liter Benzin kostet ca. 45 bis 50 Pesos, ich weiß nur nicht, wie weit man damit mit einem Motorrad fahren kann). Ich einigte mich nach langer Diskussion auf 400 Pesos (6,67 Euro) mit G.R. Das 10-fache was ich ein Bus zurück nach Loay kostet. Also hat er mich noch immer abgezogen. Nach dem Lunch fuhren wir zuerst zum Schmetterlingpark, wo ich eine kleine Führung bekam. Das ist ziemlich cool hier, dass man in jedem Museum kostenlos eine Führung bekommt. Mein Guide setzte mir zwei Raupen auf die Hand. Ich hatte seit meiner Kindheit keine Raupe mehr auf der Hand und ekelte mich anfangs sehr. Vorallem war die eine extrem hässlich. Er gab mir auch einem Schmetterling auf die Hand, der sich grad Tot stellte. Er drückte zudem ein bisschen auf dem Schmetterling rum und sagte, ich soll nun am Schmetterling riechen. Der Schmetterling produziert Pheromone, die nach Schokolade riechen. Yummieeee!!! Dann sollte ich den Butterfly fallen lassen und siehe da, der Herr B-fly lebte wieder und flog herum. Dann zeigte er mir noch eine Raupe, die aussah wie Vogelkacka. Ich hätte diese Wurst niemals als Raupe erkannt. Dann ging es weiter in die Koboldmakireservation. Die Guides sagten zu mir, dass die kleinen Tasier grad schlafen und man leise sein soll. Ich hielt mich dran, aber die Guides nicht. „Leise sein“ ist im philippinsichen Rahmen doch sehr anders als meine Vorstellung von Leise. Die Koboldmakis gehören zu den Lemuren und sind nachtaktiv. Sie können, wenn sie mal aktiv sind bis zu drei Metter springen.
Nach den 2h, die ich mit meinem Motorradfahrer verbrachte, war ich begeistert, weil er mir von den Parks berichtete und sie mir zeigte, sodass ich aus der Freude heraus oder wegen der Pheromone des Schmetterlings ihm doch am Ende 500 Pesos für seine Dienstleistung gab (8,33 Euro). Er wartete noch bis mich der nächste Bus aufgabelte und so fuhr ich glücklich und zufrieden nach Hause.

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