Montag, 29. August 2011

Meins, meins, meins! - Grenzen setzen auf den Philippinen

Ich dümpel die letzten Tage nur noch rum und warte, bis es endlich nach Butuan City geht. 

Meine Stimmung ist an einem Nullpunkt: Kulturschockleiden Langeweile, keine neuen Forschungsergebnisse, keine anderweitigen Aufgabe, keine Abwechslung. All diese Dinge zerren an meinen Nerven.

Dazu versuche ich vergebens meine bisherigen Forschungsdaten auszuwerten, was leider fehlschlägt. Entweder möchte Tatay mit mir Rum trinken, Eman mir irgendwas erzählen oder jemand möchte an meinen Laptop um Computer zu spielen...

Grenzen setzen
Das Laptop stellt sich als ein neues Konfliktpotenzial heraus. Nachdem ich mir im McDonalds in Surigao City Pacman runtergeladen habe (ein Hoch auf Free WiFi), wollen alle meine Bekannten am PC zocken.
Dazu wurde ich beauftragt für jeden ein Facebook-Account einzurichten, wer noch keins hat. Leider/zum Glück funktioniert der WLAN-Stick nicht hier im Dschungel.
Nichtsdestotrotz hängt mittlerweile ein kleiner Teil des Dorfes regelmäßig an meinem PC. Noch dazu habe ich meine Freundinnen erwischt, die Fotos von meinem Laptop gelöscht haben, auf denen sie ihrer Meinung nicht hübsch genug aussahen. Zum Glück wissen sie nicht, dass gelöschte Dateien im Papierkorb landen.

Aus meiner Erfahrung heraus, bin ich jetzt wieder an einem Punkt, an dem ich verpasst habe Grenzen zu setzen. Ich Nachhinein klare Grenzen zu ziehen, hat sich als nicht erfolgreich herausgestellt. Mein erster Schritt war nun, das Notebook mit einem Kennwort zu versehen, nachdem es öfter vorkam, dass es einfach aus meinem Zimmer entwendet wurde.

Ebenso verstecke ich nun auch meine Hygieneartikel wie Zahnpasta, Seife und Shampoo - voilà meine Badesachen halten sich auf wundervolle Weise länger. 

Dennoch, egal wie viel ich in meinem Zimmer verstecke, meine Gastfamilie findet es heraus und verwendet es. Das liegt daran, dass sie meine Bitte ignorieren, mein Zimmer als privaten Rückzugsort zu respektieren. Jedes Mal, wenn ich tagsüber nach Surigao City fahre, haben sie den Raum aufgeräumt und gereinigt, OBWOHL ich das vorher bereits erledigt habe.  

Der Gipfel der Dreistigkeit
Zwei Situationen haben mir persönlich sehr zugesetzt. Allen voran deshalb, weil Nanay danach zweimal stinksauer auf mich und meine "Geizigkeit" war. 

Die erste Situation hat Nanay Spenden im Dorf gesammelt für die Fiestavorbereitungen der Kirche (katholisches Fest zu Ehren des Dorfschutzheiligen). Sie hat solange mit mir geschimpft und dazwischen ignoriert, bis ich mir für umgerechnet 50 Euro ihre Gutmütigkeit wieder erkauft habe udn ich mich total ausgenutzt gefühlt habe.

Bei der zweiten Situation war ich dann nicht so spendabel. Evani rief mich eines Tages mit der Ansage, dass wir Besucher haben. An sich ist das nichts ungewöhnliches, so kommen mehrmals täglich Dorfbewohner oder Verwandte in das Haus der Betitos und bleiben häufig auch über Nacht. 

Doch diesmal war es die Schuldirektorin, die mich sprechen wollte, um von mir Spenden für ein Schulfest zu erbitten. Im Oktober soll ein Musikwettstreit  zwischen verschiedenen Schulen stattfinden. Die Kinder können bedauerlicherweise noch keinerlei Instrumente spielen und zu allem Überfluss müssen die Instrumente und der Musiklehrer bestellt und bezahlt werden.

Erkennt ihr diese krasse Verschwendung von Geld? Wie sollen Kinder innerhalb eines Monats Instrumente spielen lernen und dann ein einem Musikwettstreit bestehen? Da kann ich mein Geld direkt auf der Stelle anzünden. Diesmal reden wir auch nicht von einem Betrag von 50 Euro, sondern von 300 Euro. 

Ihr hättet das Gesicht der Schuldirektorin und von Nanay sehen müssen. Beide waren stinkwütend und wollten mein Nein und meine Argumente nicht verstehen und akzeptieren.

Deshalb habe ich mich unhöflicherweise einfach umgedreht und gesagt, dass das mein letztes Wort sei und ich im Oktober nicht mal mehr da bin, um das Spektakel zu erleben.

Die Schuldirektorin ist dann gegangen, aber die Schimpftiraden von Nanay begannen erst. Ich sei respektlos der älteren Generation gegenüber. Wegen mir habe die Direktorin das Gesicht verloren und ich sei geizig.

Nachtrag vom 05.10.2011 zum Musikwettbewerb
Als ich mit dem Jeepney nach Bunyasan nach meiner Rundreise zurückkam, erschrak ich über den Krach, der aus der Sporthalle kam. Für den Musikwettbewerb am 16. Oktober zwischen den Schulen wurde fleißig geübt. Anscheinend haben sie auch ohne mein Zutun genügend Geld sammeln können für Leihinstrumente und Musiklehrer. Die Musik klang sogar annehmbar und harmonisch, jedoch war sie mega super laut! 

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