Samstag, 27. August 2011

Kulturschock auf den Philippinen - und der Kampf dagegen


Meine Stimmung ist zurzeit an einem Tiefpunkt. Etwas Kulturschock würde ich mal sagen. Dazu kommt, dass Langeweile nicht sehr hilfreich ist in meiner Antriebslosigkeit. Meine Forschung liegt brach.

Jede Beschäftigung, die ich mir suche, soll ich nicht machen, weil es Eman oder Evanis Aufgabe ist oder wenn ich raus will zum Spazieren, muss ich immer sagen, wo genau ich hingehe und wann ich zurück bin.

Durch meine vielen Einschränkungen und meiner schlechten Laune, lasse ich es viel zu oft an meinen Mitmenschen aus. Kurze knappe Antworten sind zurzeit meine Rebellion. Anfangs konnte man mir es auch im Gesicht ablesen, aber man verliert halt einfach sein Gesicht, wenn man nicht "glücklich" ist.


Also immer gute Miene machen und glücklich wirken, dann sind alle zufrieden.

Was stört mich genau?
So, ich reinige mal meine Seele und kotze mich aus. Es nervt mich, dass...
  • ich gestern abend die krasseste Standpauke von Ronny der letzten 5 Jahre erhalten habe, weil ich alleine abends am Strand war. Dann wurde mir noch Lügerei vorgeworfen, weil nanay behauptet, dass ich mich nicht abgemeldet habe.
  • nie alleine zu sein.
  • vieles meines Handels beobachtet und unentwegt kommentiert wird
  • ich auf meine Hautfarbe reduziert werde
  • kein richtiges Klo zu haben
  • niemanden zu haben, der meine Schwierigkeiten mit der Kultur versteht
  • Oberflächliche Gespräche
  • ununterbrochende Langeweile
  • meine zurzeit nicht-vorankommende Forschung
  • Überwachung, weil alles so gefährlich ist
  • kulturelle Missverständnisse
  • keiner versteht Sarkasmus
  • Sprachbarrieren, weil verständliches Englisch nur vereinzelte sprechen
  • ständig gefragt zu werden, ob ich jemanden heiraten oder einen Job in Deutschland besorgen kann
  • nach Geld angeschnorrt zu werden
  • das in den Tag hineinleben
  • Verspätungen. Anscheinend geht keine Uhr richtig. Tatays Uhr geht 25min nach, Evanis Uhr wiederrum 30 vor. Die größte Zeitabweichung, die mir untergekommen ist, sind 90min. Kein Wunder, dass Verabredungen nicht eingehalten werden. 

Manchmal habe ich den bösen Gedanken, dass ich inmitten von engstirnigen, naiven Menschen leben. Mein Gefühl von kultureller Überlegenheit zwingt den humanistischen Gedanke der Gleichstellung von Kulturen in die Knie...  

Wie muntere ich mich auf? 
Wenn ich frische Luft schnappen gehe, steuere ich sofort automatisch den spielenden Kinder im Dorf an. Da ist auch immer mein Lieblingskind Alfonsohay - Alponosay oder Alpons geannt - und er ist der süßeste Bengel im ganzen Dorf!
Entweder bringen die Kinder mir Vokabeln bei, planschen mit mir im Meer und dann werfen wir gemeinsam Steine ins feuchte Nass oder wir spielen Fangen oder Slippers

Spielregeln für SlippersAlle Kinder ziehen ihre Flipflops aus und legen sie zwischen zwei gebildeten Mannschaften auf die Straße. Ein Flipflop wird als Wurfslipper auserkoren. Team A wirft den Slipper so weit wie möglich und alle restlichen Slipper liegen auf der Straße. Team A versucht alle Flipflops auf den Kopf zu legen. In dieser Zeit versucht Team B den Wurfslipper zu fangen und  zu Kind B zu werfen, das neben Wurfkind A steht. Team B versucht alle Flipflops wieder umzudrehen. Wird ein Kind mit dem Wurfslipper abgeworfen, scheidet es aus. Gewonnen hat das Team, das alle Flipflops in einem Zug entweder auf den Kopf oder Sohle gedreht hat.

Oder ich besuche Balal oder sie mich. Balal ist meine kleine Superheldin. Ich mag sie sehr. Sie ist 14 Jahre alt und katzbuckelt vor den älteren Mädels Bimbim, Rochelle und Mary Cris. Sie räumt ihnen alles hinter her und lässt sich komplett kommandieren, damit sie bei uns dabei sein kann. Ihre Eltern unterrichten an der Schule und sie kann deshalb auch sehr gut Englisch für ihr Alter. 
Seit kurzem ist sie Vogelmama von zunächst zwei Falken. Ihr Großvater hat zwei abmagerte Jungtiere in den Bergen gefunden und versucht sie nun aufzupeppeln. Wir füttern sie und geben ihnen zu trinken. Leider hat es der eine kleinere von den beiden Jungvögeln nicht geschafft.






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