Freitag, 12. August 2011

Christentum, Hochzeitszeremonie und Bruderschaften auf den Philippinen

Nachdem ich nach meinem Namen, Familie, Herkunft und Beziehungsstatus befragt werde, ist die nächste Frage über meine Religionszugehörigkeit. Anfangs machte ich keinen Hehl daraus, dass ich zwar getauft, aber nicht gläubig bin. Mittlerweile bin ich etwas zurückhaltender und sage lediglich, dass ich Christ bin, um folgende Situationen zu vermeiden:

Eines Abends wurde ich wiedermal nach meinem nicht vorhandenen Glauben befragt. Blauäugig, wie ich damals die Sache anging, sagte ich, dass ich weder an Gott noch Kirche glaube.  Durch Sprachbarriere und den typischen Fanatismus von Religionsvertretern, fällt es mir schwer meinen Standpunkt zu vertreten. Was auch sehr schwer war, denn irgendwann stand der junge Filipino von seinem Stuhl auf, haute auf den Tisch und schimpfte mit mir. Auch mein versöhnliches Entgegenkommen half nicht weiter.
 "I accept your believe and I am happy, that your believe shows you a good way of life, BUT you also have to respect, that religion ist not important to me.“


Da es schon spät war und mein Gesprächspartner getrunken hatte und Eman die Situation als gefährlich einstufte, wurde ich in einer Windeseile nach Hause bugsiert. Ich muss sagen, dass auch ich von der Reaktion des jungen Mannes ein wenig erschrocken war.
Die Kirche und der Katholizismus wird hier sehr ernst genommen. Mir kommt es sehr heuchlerisch vor, denn ein christliches Vorzeigeleben führt hier niemand. Einmal meinte ein anderer Mann bezüglich dieses Themas zu mir, dass er genau deshalb die kirch so liebe. Egal, welche Untat er verbrochen habe, Gott vergebe ihm, wenn er zur Beichte ginge.
Nicht alle Kirchen, die sich hier als katholische Kirche verkaufen, gehören zur katholischen Kirche in Rom. Die hier häufig gesichtete Sekte ist Iglesia ni Cristo, die durch ihre gleichförmig gebauten Gotteshäuser unverkennbar sind. 

Laut nanay lebe ich sehr gefährlich, weil ich nicht an Gott glaube. Sie macht sich große Sorgen, dass ich bisher nur selten in der Kirche war. Eigentlich war ich auch nur zwei Mal bisher, einmal zum Anschauen und das zweite Mal wegen einer Hochzeit. Ich habe mich dagegen entschieden in die Kirche zu gehen, weil tatay und Eman auch nicht gehen müssen, obwohl sie selbst sich als große Christen feiern.

Hochzeit
Mit Evani war ich letztens bei einer kirchlichen Trauung dabei, da sie mehrere Songs als Solosängerin vortragen sollte. Sie hat wirklich eine wundervolle Stimme.
Die Hochzeitszeremonie war sehr schön und voller Lacher. Der Priester machte eine Party mit dem Brautpaar da vorne. Wie in einem Verhör befragte er abwechselnd Braut und Bräutigam, ob sie wirklich heiraten wollen, ob die Braut denn überhaupt kochen könne, ob es eine große Mitgift gibt und wie viele secret girlfriends der Bräutigam wohl hat. Die Frage-Antwort-Session wurde immer wieder durch Lachanfälle des Priester und der Messebesuchern unterbrochen. Die Hochzeitsmesse war  eine sehr spaßige Veranstaltung. Auch sehr unruhig, denn parallel zur Messe, wurde viel (laut) geflüstert, gesnackt und alle Antworten des Brautpaares lautstark kommentiert.
Wie aus der katholischen Kirche bekannt, kniete man sich viel hin, sang viele Lieder und betete. Eine Sache hat mich aber sehr irritiert als wir den Segen für das Brautpaar sprachen. Alle standen und streckten den rechten Arm in die Höhe wie beim Hitler Gruße. Das war etwas befremdlich.  
Nach der Messe pendelten alle Messebesucher gemeinsam mit der Familie des Brautpaares  zum Haus des derzeitigen kapitan. Der kapitan des Dorfes stellte sein Haus für den Festschmaus zu Verfügung und sponsorte zum Teil das Essen. Der Großteil des Essens war von der Bräutigamsfamilie zubereitet worden und da die Hochzeit im Rahmen der Fiesta stattfand, war jeder barangay-Bewohner eingeladen, mitzufuttern. Nachdem alle gesättigt waren, zerstreuten sich die Menschen wieder in alle Himmelsrichtungen.

Fraternity 
Letztens habe ich von einem anderen Thema Wind bekommen.  Obwohl sich keine Universität in der Nähe befinden, existieren hier jedoch unterschiedliche Bruderschaften. Jetzt fällt mir erst auf, dass fast jeder Junge auch ein Fraternity-T-Shirt besitzt. Das haben sich die Filipinos wohl in den 1960er Jahre aus der USA abgeschaut. Denn zu diesem Zeitpunkt wurden viel der Bruderschaften auf den Philippinen gegründet.
Die meisten Männer in Bunyasan sind beim Triskelion's Grand Fraternity (Tau Gamma Phi).  Niemand möchte mir wirklich Auskunft darüber geben, was sie an ihren fraternity evenings machen. Ich weiß nur, dass die Aufnahmerituale ziemlich brutal sein sollen und laut den Nachrichten schon junge Menschen daran gestorben sind.
Vorteile soll eine MItgliedschaft in einer Bruderschaft laut Eman bringen. Erkennt man einen Bruder mittels eines "geheimen" Handschlags, kann es zum Beispiel einen Vorteil bei einem Bewerbungsgespräch für einen Job bringen. Für Fraternitymitlieder gelten manchmal auch andere Sari-Sari (kleine Kioske, die von Rum über Snacks zu Hair Conditioner bis Reis  alles im Sortiment haben) Öffnungszeiten und andere Preise. Wenn es zu Streitereien zwischen zwei Individuen kommt, wird man vonj seiner Bruderschaft unterstützt und sie kann dann für den "Gegner" einschüchternd und bedrohend wirken. 

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