Samstag, 5. November 2011

Zurück in Deutschland: In der Luftblase der Gelassenheit

Seit einem Monat bin ich zurück in Deutschland und gewöhne mich wieder ein.
Meine erste alleinige Fern- und Forschungsreise war unterm Strich wundervoll. Dennoch zerrte mein Aufenthalt oft an meinen Nerven und forderten meine Toleranzgrenze oft genug heraus. 
  • Weil ich eine andere erste Sozialisation in meiner Kultur erfahren habe und meine Ansichten, Wertevorstellungen und Rituale nicht einfach gegen philippinische Werte eintauschen kann und will
  • Weil ich mich dann und wann nicht mehr anpassen wollte
  • Weil ich mich nicht immer frei und selbständig bewegen und handeln konnte, wie ich wollte und gewohnt war
  • Weil ich mich lange Zeit fremden kulturellen Werten unterwerfen musste, die für mich keinen Sinn ergaben
Was habe ich gelernt?
  • Entschleunigung meines Alltags. Stressfreier zu agieren und zu leben.
  • Ich habe das Gefühl, dass ich in einer Luftblase der Gelassenheit lebe.
Was vermisse ich in meinem deutschen Alltag?
  • die vielen Menschen, die ständig zu Besuch sind
  • meine philippinische Gastfamilie
  • die vielen Kinder, mit denen ich viel Spaß beim Spielen, Cebuano lernen und Tanzen hatte. Ich muss mich sehr beherrschen, keine fremden Kinder durch die Haare zu wuscheln oder auf den Arm zu nehmen und zu knuddeln.
  • den ständig lauten Geräuschpegel der Jeepneys, Menschen, Musik aus Boomboxen, Handys oder Karaokemaschinen
Was werde ich mir wieder abgewöhnen?
  • jeden Menschen, der mir begegnet zu grüßen und sich nach seinem Befinden zu erkundigen.
  • den Drang fremde Kinder zu bemuttern 
  • Augenbrauen zu heben, um meine Zustimmung zu erteilen.
  • den häufigen Alkoholkonsum
  • immer ein Lied laut zu singen
  • das ständige Grinsen im Gesicht, um zu zeigen, dass man jaaaaaa so überglücklich ist
Was ist wundervoll in Deutschland?
  • Ich kann wieder in der Menge untertauchen. Es sind so viele andere Weiße auf den Straßen unterwegs, dass ich nichts mehr besonderes bin. Ich kann mich wieder frei bewegen ohne ununterbrochen beobachtet zu werden oder dass mein Dasein mit "Hey americano" oder "Hey Joe" kommentiert wird.




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