Sonntag, 27. November 2011

Für meine Muse

Ich kann nur schreiben, wenn du, liebe Muse, mich erzürnst. Doch ich bevorzuge im Einklang mit dir zu leben. Meine Kreativität bedeutet mir ein Nichts im Vergleich zur Harmonie mit dir. Ich bette dich in meinem Herzen auf Rosenblättern. Aber nur für kurze Zeit, denn ich bin nicht zum Lieben geboren und der Kitsch, der damit einhergeht bringt mir nur Unwohlsein.


Rosenblätter, welch ein Quatsch. Ich verzichte auf Liebe, aber nicht auf die Emotionen, die im Einklang mit ihr einhergehen, die niemand mag. Eiskalt, gefühlskalt bin ich. Aber liebe Muse: beim Anblick deines Körpers, deiner Seele überkommt mich Verlangen zu lieben. Doch beim Entdecken dieser einen einzigen Emotion finden auch die anderen Gefühle in mein Herz, wie Enttäuschung; und Wut; und Hass; und Furcht. Liebe ist es nicht wert, dass ich auch diese Gefühle erleiden muss. Du eröffnest mir zu viele Gefühle, eine Flut. Ich breche darunter zusammen und zerstöre den Moment.

Du bist die Schuldige, du hast sie hereingelassen. Aus den Tiefen meines Herzens bahnen sie sie schmerzvoll heraus. Ich hasse dich. Wütend, so wie ich bin auf dich, dass du meine innersten verschlossenen Emotionen offenbarst. Wir gehen im Streit auseinander. Ich schreibe nun das Schönste, was Buchstaben zusammensetzen können. Auf die Kosten meiner und deiner Gefühle. Aber scher dich zum Teufel, denn du bist nur eine unbedeutende Muse. Kehre wieder, wenn meine Kreativität verblasst und habe eine schöne Zeit mit mir, bis ich unzufrieden bin, überfordert mit Emotionen, sodass ein kleiner Funken ein Feuer in mir entfacht. Ich brauche diese Zerstörung.

Unsere Begierde ist doch ein Phönix. Ich kann sonst nichts. Nichts empfinden, noch schreiben kann ich, wenn du nicht bei mir bist.

Ich versuche zu schreiben, um des Schreibens Willen. Man sagt mir, ich könne das gut. So versuche ich es auch wenn du, meine Muse, nicht bei mir bist. Vergebens kommt zwar eine Aneinanderreihung von Zeichen zustande, die Wörter ergeben. Besitzen sie Seele? Was ist in deinen Augen eine Schreibblockade? Wo bist du? Antworte mir! Ich empfinde etwas, definiere es als Schmerz, weil du fortgegangen bist.

Den Schmerz niederzuschreiben will nicht funktionieren, weil nun mal Worte fehlen, wo Worte aber auch an sich nichts ausrichten können. Sie sollen nicht erbauen, sie haben die Aufgabe das Innerstes nach Außen zu tragen. Richtiges Auskotzen. So derbe wie das Wort klingt, erfüllt es seinen Sinn.
Und ich denke. Aber inwieweit darf ich was denken? Mir ein Urteil bilden. Ich bin wütend und verletzt. Selbstsucht. Ich schere mich nicht um dich, du bist bloß der Mittel zum Zweck. Habe ich das soeben gesagt? Es tut mir Leid. Pure abstoßende und widerwärtige Selbstsucht ergriff von mir Besitz. Sie darf nicht die Oberhand gewinnen, denn sonst sind die wenigen Augenblicke mit dir, meine Muse, nicht mehr mit Freude unterlegt.

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