Samstag, 5. November 2011

So lieblich

Das Wasser kräuselte sich. So lieblich. 
Der Wind bewegt es, obwohl es doch ein Brunnen ist. Trotz des Windes. Stickig und Hitze hier draußen. Unerträglich. Wie hübsch ist die Vorstellung das Wasser zu berühren, nur mal kurz die Hand ausstrecken und wie ein Hund die Abkühlung durch die Pfote zu erfahren. Zuerst mit dem Kopf voraus, die Hand nun ausstrecken. Der Brunnen ist doch nicht tief. Nur noch ein klein wenig strecken. Mit aller Kraft denken, dass man den Arm ein wenig verlängern kann, wie der Superheld mit dem Gummikörper. Augen zu! 


Das stärkt die Vorstellungskraft. Strecken. Fallen. Fallen. Realisiere! Fallen gen Wasser. Welch Freude, nicht nur der Finger, sondern der ganze Körper wird die nasse Frische erfahren. Endlich Frische in der Hitze. Wann ist es soweit? Fallen. Noch immer. Das Wasser erscheint so nah. Doch noch zieht die Erdanziehungskraft. Oder findet hier Verwechslung statt. Sie hält den Fall auf, sie möchte alles auf der Erde wissen, nicht in der Erde. Welch Unfug. Ein Moment ist da. Warten bis er da ist. Es ist der Moment um Angst zu spüren, aber nur kurz, denn irgendwie macht das Fallen frei. Wer dachte, dass man so schnell schwerelos wird, denn die Erdanziehungskraft ist fort. Bald der große Platscher. Die Erwartungen steigen. Ungeduld macht sich breit und nun endlich ein flüchtiger Gedanke der Angst. Er fühlte sich recht wohl in den Gehirnwindungen oder er findet nicht mehr heraus, denn er bleibt und aus flüchtig wird ein intensives Chaos. Die Angst ist Chaos. Die Angst ist Chaos, denn nun funktioniert nichts mehr, kein klarer Gedanke. Fallen: dieser beruhigenden Tatsache, der kann man gewiss sein. Wovor Angst haben. Es ist doch wie ein bisschen Alice im Wunderland. Durch rege Fantasie ist es wie in der Geschichte in diesem Brunnen. Ein Lächeln, ein Wohlfühlen. Die Angst will nur das Glück nehmen. Sie vergönnt es niemanden, weil sie böse ist. Abgrundtief. Deshalb erscheint auch der Brunnen so ti...so tieeef. Tief gleich böse. Der Vergleich hat's vollbracht. Ein Aufheulen der Panik. Hysterie und alle anderen Gefühle, die in solch eine Situation passen. Fallen gefällt nicht mehr. Die Ankunft im Wasser wird gefallen. Das ist gewiss. Wegen der Hitze, die so langsam im Brunnen nicht mehr zu spüren ist. Sowie die Helligkeit, die draußen herrschte. Was passiert beim Ankommen. Da ist niemand. Nur Wasser. Wie konnte sich der Wunsch manifestieren, das eiskalte Nass zu berühren. Wünsche sind nicht im Nachhinein zu ändern. Unmöglich. Austausch ausgeschlossen! Let's be happy singt eine Stimme widerhallend im Chor des Echos. Es ist gruselig. Eine Hand hält den Mund zu, aus Furcht das Chaos lässt den Gedanken nicht durch, den mit der Aufschrift: Nicht singen: Gruselig. Was soll man sonst machen? Beim Fallen. Beim Angst haben beim Fallen. Und einer weiteren Angst der Einsamkeit beim Ankommen im Wasser. Die Kenntnis, dass ein Zurück nicht mehr möglich ist. Die Ankunft steht bevor. Nicht mehr mit der Vorfreude. Aber der Fall wäre unnötig gewesen, wenn jetzt nicht ein Lächeln kommt. Man tut, was verlangt wird. Es wird eiskalt und nass. Das Nass ist wahrlich schön, aber die Kälte ist wirklich wie 1000 Nadeln, die stechen. Wer hätte gedacht, dass man sie nicht zählen muss, um sie zu spüren. Und noch immer taucht der Körper ein, als ob der Fall nicht aufhört. Nur abgebremst. Keine Bewegungen. Erstarrung und nun Luftknappheit. Wozu aber gegen das Unausweichliche wehren. Die Lungen füllen sich mit Wasser. Kein Gedanke an den Tod. Er ist ja auch noch nicht da. Aber Gedanken an das Sterben sind gegenwärtig. Was wird zuerst das Leben nehmen: Die Kälte oder das Wasser? Das, was vorher erfrischend aussah, nimmt die Maske ab und zeigt sein abscheuliches Gesicht. Das Schließen der Augen hilft nicht. Wasser und Kälte sind noch immer Realität. Qualen. Doch der Körper bleibt nun hier, das Leben nicht mehr. Ruhig wird es im Körper. Schlafe gut.

Das Wasser kräuselt sich. So lieblich.

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