Samstag, 5. November 2011

Der wahnsinnige Fisch

Nennt es Wahnsinn. Ein Produkt von Ansammlungen von Emotionen endet immer in Liebe. Und Wahnsinn. Die absolute Zerstörung aller Rationalität. Aber selbst das reicht nicht einer Aufopferung, die man unschuldigen Menschen entgegenbringen kann. Nicht können, das impliziert nur der Gedanke von Angst vor Veränderungen. Gedanken sind recht gut und teuer, aber nutzenbringend ist nur das Wollen. Wollen erzeugt Taten. Ob Wollen oder Können. Es ist so fruchtlos.


Keine einzige Koralle erblüht. Meeressterben. Der Clownfisch kann ohne seine Anemone nicht existieren. Nichts hilft. Hilflos wie der Fisch am Land. Aber auch, wenn er putzmunter im Wasser seine Saltos schlägt, kann er gegen den Strudel der Ungerechtigkeiten nicht ankämpfen. Die Anemonen sind weg und auch die Erinnerungen an sie verblassen nach und nach. Der Gedanke des Verlassenseins überwiegt. Der einzelne Clownfisch ändert seine Farbe. Aus dem Orange wird ein giftiges Grün, das alle anderen abschreckt, aber manch anderer Clownfisch macht orange weiter wie bisher.
Evolution versagt bei so vielen. Schade nur, dass Orange so eine grässliche Signalfarbe für die Raubtierfische ist. Die armen Clownfische. Arme Fische. Hilf ihnen doch mal einer. Nun kommt der giftgrüne Fisch. Um den Schwarm von orangenen Clownfischen, die sich nun ängstlich formieren, zu retten. Ein orangener Feuerball. Inmitten ein giftgrüner Punkt, der um den Feuerball herumsaust und den bösen Raubfischen Angst einjagt. Denn Grün bedeutet "nicht schmackhaft".

Noch schützt der Punkt vor Angriffen, doch ein kleiner grüner Clownfisch ist zu wenig. Doch tiefe emotionale Verwurzelung lassen diesen einzelnen nicht aufgeben. Er liebt doch seine orangenen Freunde. Der grüne Fisch kann nicht zur Ruhe kommen aufgrund des ständigen Hin- und Hersaußens. Er hat Hunger, aber er hat keine Zeit, er opfert sich für die seinen. Schwimmen mit dem Strom. Nun eher um den Strom herum. Immer und immer wieder. Um überall gleichzeitig zu sein. Aber psst. Sagt es den anderen nicht, wie sich der Grüne aufopfert. Er möchte es nicht, es geschieht aus Liebe, dafür möchte er keinen Dank, denn es ist für ihn selbstverständlich.

Sich selbst und sein Leben zu vergessen, um das Leben der anderen zu sichern. Der einzelne Grüne ist für den orangen Feuerball dennoch nicht allzu geheuer, er ist immerhin grün. Sie verstehen nicht warum und haben Angst vor ihm. Zudem giftgrün. Keine positiven Konnotationen. Die Clownfische verstehen die Absichten nicht. Sie können den Effekt am Rande erkennen: Kein Unheil nähert sich ihnen. Sie sehen aber nicht, die Opfer, die der vermeintlich grüne Held bringt. Sie sind nicht auf den Kopf gefallen, wie denn auch? Sie sind ja Fische. Einfach nur dumme Fische. Orange. Orange.
ORANGE. 

Das Grün verblasst auf den Schuppen des Grünen. Seine Tat war gut gemeint. Aber er möchte ein Teil der Gruppe werden, sich keine Gedanken mehr machen müssen. Niemanden mehr retten müssen. Nicht mehr Müssen steht aber gegen Können. Der grüne Fisch kann, wenn er will. Er verfällt wieder dem Wahnsinn alle retten zu wollen. Anfangs ist es noch ein kontrollierter Wahnsinn. Aber er endete in Tollwut. Letzte Kräftereserve bietet er auf. Dann plötzlicher Farbwechsel, weil er zu schwach wird.
ORANGE. Mal wieder. Oder nein, wieder
GIFTGRÜN. Aber er hat Hunger, sodass er wieder
ORANGE wird. Und wusch, der Schwarm wird kleiner durch einen Angriff von einem Fisch mit scharfen Zähnen. Wildes Chaos. Sodass der eine wieder plötzlich
GIFTGRÜN wird.
Das ewige Blinken zwischen Orange und Giftgrün wird in die Weiten des Ozeans ausgestrahlt, sodass Fischer, noch mehr Raubfische und auch sinnfreie Katastrophen zu den vielen vielen Fischen angelockt werden. Und erst sind es eins, dann zwei, dann drei, dann vier,...bis keiner mehr übrig ist. Verschwunden, verraten, durch den vermeintlichen Retter.

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