Montag, 25. Juli 2011

Philippinischer Hahnenkampf - Auf den Spuren von Clifford Geertz

Heute wurde ich eingeladen ins nächste Dorf zu fahren, um einen Hahnenkampf zu erleben. Der Hahnenkampf findet im Rahmen einer biesta (vom span. fiesta - Fest; hier: Ehrentagsfeier des Schutzpatrones des Dorfes) statt. Die Schutzpatronenverehrung wurde während der Kolonialzeit der Spanier auf den Philippinen eingeführt. Die Dörfer, die zur Gemeinde Malimono zählen, haben ihre Festivitäten im Juni und Juli herum.

Manok fight - der Hahnenkampf - ist in der philippinischen Gesellschaft tief verwurzelt. Aus der Literatur kannte ich schon die Beschreibung des balinesischen Hahnenkampf von Cliffort Geertz (1973), war deshalb nicht allzu geschockt, dass Menschen Tierkämpfe mit viel Enthusiasmus feiern. 

For it is only apparently cocks that are fighting there. Actually, it is men. To anyone who has been in Bali any length of time, the deep psychological identification of Balinese men with their cocks is unmistakable. The double entendre here is deliberate. It works in exactly the same way in Balinese as it does in English, even to producing the same tired jokes, strained puns, and uninventive obscenities. (Geertz 1973, 2pp.)
Wie Geertz in diesem Zitat hervorhebt ist die Anspielung mit dem Wort cock (Doppeldeutiges Wort: kann Hahn bedeuten oder vulgär Penis) gewollt. Auch auf den Philippinen dient der Hahnenkampf einem pompösen Schwanzvergleich. 

Obwohl ich erst ein paar Tage hier bin, fiel mir diese innige Beziehung zwischen Männern und ihrem Kampfhahn auf. Nicht nur, dass der Kampfhahn extra Proteinhaltiges teures Futter erhält, wird er zusätzlich wie ein Schoßhund durch die Gegend getragen und gestreichelt. Ein paar Wochen nach diesem Event traf ich auf eine Gruppe deutscher Expats, die über diese innige Hahn-Mann- Beziehung witzelten. Ein Filipino würde zunächst seinen Hahn retten, wenn sein Haus brenne als seine eigenen Kinder.

Die Arena war mit einem Segeltuch überdachter kreisrunder Bretterverschlag, in dem sich der Schiedsrichter und die beiden Besitzer mit ihren Hähnen aufhielten. Drumherum versammelte sich das Publikum, das sich ausschließlich aus Männern aller Alltagsklassen zusammen setzte. Evani und ich zählten neben den Imbiss-Verkäuferinnen und einer handvoll Zuschauerinnen zu den wenigen anwesenden Frauen. Während wir nach den Kämpfen auf ein Motorradtaxi warteten, erzählt mir Evani, dass sie sich die ganze Zeit sehr unwohl unter so vielen Männern gefühlt. Frau könne Männern nicht trauen, vor allem wenn sie getrunken haben. Sie war sehr froh als wir wieder Richtung Zuhause brausten.

Doch zurück zum Kampfgetümmel. Die Luft war stickig-heiß und vom Alkohol durchtränkt. Dicht an dicht drängten sich die Zuschauer aneinander, saßen in den umliegenden Bäumen, standen auf Bänken, um lauthals die Kämpfe zu kommentieren. Denn es ging um etwas. Die Männer setzten sehr hohe Wetteinsätze, die zum Teil einem durchschnittlichen Monatseinkommen hier in der Gegend entsprach.

Vor jedem Kampf werden die Hähne dem Publikum präsentiert und daraufhin kann ein jeder entscheiden, ob und wie viel Pesos er auf welchen Hahn setzen möchte. Die Wetteinsätze werden dann in einem Körbchen vom Buchmacher gesammelt und notiert. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das System der Wetten nicht ganz verstanden. Deshalb habe ich keinerlei Ahnung, wie dann der Gewinner an sein Geld kommt und wie der Gewinn gesplittet wird.

Nach dem Wettteil werden die Hähne aufeinander scharf gemacht, indem sie von den Besitzern gehalten, immer wieder die Hähne ganz nah aneinander gehalten werden, sodass sich fast ihre Köpfe berühren. Plötzlich werden sie losgelassen, die Menschen bringen sich innerhalb des Rings in Sicherheit und die Hähne gehen in einem wilden Geflatter aufeinander los. Sie versuchen jeweils ihren Gegner mit ihren Spornen zu verletzen. Aber sind das wirklich Spornen da unten an den Füßen. Ich bin erst darauf aufmerksam geworden, als etwas an den Hahnenfüße etwas aufblitzte. Evani erklärt mir, dass an die Spornen der Hähne zusätzlich Rasierklingen befestigt sind, damit ein Kampf schneller und aufregender wird.

Ein Kampf ist vorüber, wenn ein Hahn tot oder soweit geschwächt und verletzt, dass er wie leblos auf dem Boden liegt. Wenn er tot ist, landet er auf Mittagstisch des Besitzers. Hat er geradeso noch überlebt, wird er mit Nadel und Faden zusammengeflickt und in den nächsten Wochen aufgepäppelt.

Der Gewinner erhält ein Preisgeld und natürlich viel Anerkennung durch alle anwesenden Männer, die sein Ego streicheln.


1 Kommentar:

  1. :D war ja klar, dass dir sowas direkt gefällt. ich fand das damals ziemlich eklig. du wirst immer angestarrt. hallo? du bist das highlight schlechthin. wie gehts dir? wie verträgst du das essen und die hitze? wie sind alle leute zu dir? steht das noch, dass du dir ne karaoke maschine kaufst? :P ey, wenn dir was passieren sollte, weil sie denken 1000 leute mim motorrad mitnehmen zu müssen, fliege ich persönlich rüber und verteile jedem ne respektschelle! du fehlst mir <3

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