Donnerstag, 16. Juni 2016

Umdenken beim Fleischkonsum

Die Heinrich Böll Stiftung hat einen sehr übersichtlichen und informativen Fleischatlas für Kinder und Jugendliche im März 2016 herausgebracht. 

Nachdem ich die rund 63 Fragen und Antworten rund um das Thema Fleischherstellung und -konsum durch hatte, machte sich in mir ein großes Kopfschütteln durch.

Ein paar Monate zuvor hatte ich bereits aufgehört Fleisch zu essen, weil ich den Nahrungsanbau für Nutzvieh ziemlich gruselig empfand. 

In Deutschland werden in Mastbetrieben zu viele Tiere gehalten, dass sie nicht mehr vom hiesigen Ackerboden ernährt werden können. Das Soja für das Kraftfutter wird somit aus anderen Ländern wie Brasilien importiert. Rund 80% des Kraftfutters wird aus Südamerika bezogen.


Das Soja wird großflächig angebaut, wo vormals der brasilianische Regenwald stand. Von welchen Zahlen sprechen wir? Im Jahre 2009 nahmen die Sojafelder in Brasilien bereit 22 Mio. Hektar ein. Das entspricht einer Fläche von Großbritannien.

Auch mit dem Wasserverbrauch ist nicht zu spaßen. Laut dem Water Footprint Network beträgt der weltweite durchschnittliche Wasserverbrauch für ein (!) Kilo Schweinefleisch satte 5.988 Liter Wasser. Bei Rindfleisch ist es sogar 3x zu viel, nämlich 15.400 Liter Wasser/Kilogramm. Das sind 100 Badewannen voller Wasser für den Anbau von Futter und Verpflegung der Kuh! Kartoffeln benötigen im Gegensatz dazu nur 287 Liter/Kilogramm und Nassreis 2.497 Liter/Kilogramm.


Iss was?! Tiere, Fleisch und Ich (Heinrich Böll Stiftung, S. 10)
Weil ich wahnwitzige Zahlen lieben, habe ich noch weitere verrückten Hühnchenzahlen:

  •  667 Mio. Hühner werden in Deutschland im Jahr geschlachtet. Im Zahlenvergleich: in der gesamten EU leben "nur" 457 Mio. Menschen.
  • Ein Masthuhn lebt im Durchschnitt 43 und wird mit 2,5 kg geschlachtet. Ein "ökologisches" Huhn wird nach 80 Tage mit 2-3 kg geschlachtet. Lebenserwartung eines Huhnes beträgt 5-9 Jahre. 
Ein Appell: Fleischkonsum geht uns alle an
Niemand soll verurteilt werden, dass er nicht auf Fleisch verzichten möchte. Es hilft schon, wenn weniger Fleisch gefuttert wird. Herr und Frau Deutsch essen im Durchschnitt 68 kg/Jahr. Das ist mehr als ein Kilo in der Woche. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt Erwachsenen pro Woche höchstens 300 bis 600 Gramm Fleisch oder Wurst zu essen. Oder komplett umdenken und sich den rund 7,8 Mio Vegetarier in Deutschland anschließen (VEBU, 2015). 

Auswirkungen auf einem Blick:
  • Verlust der Artenvielfalt Durch Sojanbau wird Dschungel für immer zerstört. So sterben auch viele Tier- und Pflanzenarten aus, deren Lebensraum zerstört wird 
  • Klimabelastung CO2 entweicht bei Tropenwald-Rodung, Lachgas als Dünger, Methan bei der Verdauung in Rindermägen, Abgase durch Transporte, hoher energieaufwand für Ställe
  • Tierqualen Nutztier hin oder her. Tiere sollten nicht auf ein paar Quadratmeter zusammengepfercht werden. Schmutziges, krankes und gestresstes Tier schmeckt nicht. 
  • Landraub und Folgen von Pestiziden Für Plantagen werden die Einwohner meist brutal von ihrem Land vertrieben und enteignet. Zudem schaden die Pestizide der dort ansässigen Bevölkerung, die eine hohe Anzahl von Krebserkrankungen, behinderten Kindern und Fehlgeburten aufweisen

WWW-Tipps
Iss was?! Tiere, Fleisch und Ich (PDF, Heinrich Böll Stiftung) 
Soja - der Fleisch gewordene Wahnsinn (Faszination Regenwald)
Soja als Futtermittel (Artikel von WWF)
10 Ernährungsregeln (Deutsche Gesellschaft führ Ernährung) 
Wasserfußabdruck von Nahrungsmittel  (Water Footprint Network)

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