Samstag, 25. Juni 2016

Roadtrip durch den Südwesten Irlands

Healy Pass auf der Halbinsel Beara

In diesem Beitrag bekommt ihr einen schönen knackigen Abriss des Irland-Roadtrips mit ein paar ausgewählten hübschen Bildern! Die 11tägige Tour mit den Mietwagen ging durch den zauberhaften Südwesten Irlands.


Fahrt von Dublin nach Cork, Stopp in Cashel/Rock of Cashel

Gelandet sind wir an einem regnerischen Samstag Morgen. Die Enttäuschung hielt sich in Grenzen, wir hatten uns ja bewusst für ein verregnetes Urlaubsziel entschieden.


Der Regen war dann verantwortlich, dass wir ohne großes Rumstaunen direkt zu unserem Mietauto gehastet sind. Nachdem ich nach einem Fehlversuch dann endlich auf der richtigen Fahrerseite ins Auto gestiegen bin, konnte ich mich dann glücklich in den Linksverkehr stürzen.


Don't Panic! - Linksverkehr ist nach kurzer Eingewöhnungszeit ein Klacks. Zumindest wenn das falsch eingestelltes Navi einen nicht fälschlicherweise durch die Innenstadt Dublins führt. Nach einer unfallfreien Stadttour ging es ruckizucki zum Rock of Cashel.


Die Steinburg ist seit dem 4. Jahrhundert Sitz des MacCarthys-Clan und war durch das schöne Regenwetter ein verwunschener Ort. Apropos Ort: Das Städtchen Cashel war auch die erste Stadt, die wir füßig besichtigt und mit allen Sinnen wahrgenommen haben.

Wishing Steps
Das heißt wir sind bissl feucht durch den Nieselregeln geworden. Außerdem riecht nach Kuhmist und verbrannten Torf. Das Torfstechen in den irischen Mooren ist in Irland erlaubt und steht nicht unter Naturschutz in Deutschland, demnach heizen viele Iren nach wie vor mit Torf ihre Kamine. Zudem ist es kühl...und wir sind glücklich im Urlaub angekommen zu sein.

Blarney Castle (bei Cork)
Blarney Castle und der große Garten war einer der magischsten Orte in unserem Urlaub. Der Garten beheimatet in Wirklichkeit eine Vielzahl kleiner Gärten. Zum Einen hätten wir da den Farngarten, der riesige Farne beherbergt, die aussehen wie kleine Palmen. Dann den Poison Garden, in dem man mithilfe von Kräuterchen unliebsame Begleiter aus dem Weg räumen kann.

In einem Garten names Rock Close ist der Fairy Glade versteckt - drumrum gibt es dazu allermögliches Magisches zu entdecken. Ein Druidensteinkreis etwa, passend dazu ein paar Schritte weiter die Behausung eines Druiden, der dazu verdammt war auf eine Hexe aufzupassen. Diese lebte - durch Beschwörungen gebannt - in einer natürlichen Höhle im Wurzelwerk einer 600 Jahren alten Eiche.
Links an der äußeren oberen
Balustrade befindet sich der
Blarney-Stein

Dank der Blarney Castle Witch kann jeder Besucher sich einen Wunsch erfüllen. Da sie viele Jahrhunderte lang Holz aus der Grafschaft für ihre Küche verwendete, muss sie bis heute als Gegenleistung jedem Besucher einen Wunsch erfüllen. Voraussetzung ist, man schafft es die 21 Steinstufen rückwärts mit geschlossenen Augen zum Bach hinunterzugehen. Die Gedanken dürfen sich in diesem Moment auch nur auf den Wunsch konzentrieren.

Hoffentlich hat es bei mir geklappt - verdient hätte ich es, denn als ich die Treppenstufen hinaufrannte, habe ich mir den Kopf am steinernen Torbogen angehauen.

So, genug von Gärten erzählt! Kommen wir zum Punkt, weshalb das Blarney Castle so ein berühmter Ort ist. Selbst Winston Churchill höchstpersönlich stattete der Ruine einen Besuch ab und KÜSSTE den Blarney Stone.
Menschen versammeln sich beim
 Blarney Stone

Wer mutig genug ist, den Blarney Stone am äußeren oberen Wehrgang auf dem Rücken liegend zu küssen, der erhält die Gabe der Redegewandtheit.  Im englischen Sprachgebrauch steht der Begriff blarney für floskelhaftes Blabla oder unüberlegtes Geplapper.

Nachdem ich nachgelesen habe, dass der Blarney Stone jährlich von 10.000 Besucher geküsst wird, verging mir der Appetit und da ich eh schon viel rede, habe ich mir ein Stell-Dich-Ein mit dem Stein verkniffen.

Das Blarney Castle war einer der schönsten Burgruinen, die ich jemals besucht hab. Durch einen Haufen kleiner Gänge und Treppenstiege zwängt man sich, um auf der 30m hohen Wehrbrüstung den Blarney Stein zu begutachten.

Blarney Castle und Gelände sollte auf jeder To-Visit-List stehen!!! 

Die zweitgrößte Stadt Irlands: Cork

Cork ist eine lebendige, hügelige, kleine Studentenstadt, deren Stadtbild geprägt ist von vielen Graffitis und jungen Menschen. Also, genau mein Ding, denn wo Studenten sind, gibt es allerhand Pubs und Cafés. Die findet man geballt auf dem Flußinselchen genau im Stadtzentrum. Dort befinden sich zudem auch alle internationalen bekannten Ladenketten für Shoppingbegeisterte.

Verlässt man das Stadtzentrum-Inselchen gen Süden Richtung St Fin Barre's Cathedral, kann man kostenlos auf die Mauern des ehemaligen Elisabeth Forts einen Spaziergang unternehmen. Das Fort wurden 1601 sternfärnig erbaut, um die Stadt Cork besser gegen die Anglo-Normannen zu verteidigen. Von den Mauern aus hat man eine phänomenale Aussicht auf die Kathedrale und der Stadt Cork, wie ihr auf dem Panoramafoto sehen könnt.



Blick von der Schutzmauer Fort Elisabeths
O`Conaill's Hot Chocolates

Ein Café in Cork ist mir besonders in Erinnerung geblieben: O`Conaill's Hot Chocolates (16 French Church Street, City Center, Cork). Die Auswahl an heißen Schokoladen ist beachtlich. Probiert auch unbedingt einem warmen Brownie mit Cream. Ein extra gibt es zusätzlich oben drauf: kostenlosen Schokodrops! Danach hat man zwar einen Zuckerschock, ist aber auch wieder bereit noch mehr irische Eindrücke zu sammeln <3

Killarney National Park, Gap of Dunloe
Das Städtchen Killarney hat allerhand zu bieten, was sich der Tourist so wünscht: viele Restaurants aller Preisklassen, günstige Pubs und eine Fülle von Ausflugsmöglichkeiten. Killarney ist nicht umsonst die Hochburg des irischen Tourismus. Das Städtchen gründete sich im 18. Jahrhundert dank des Wäschefabrikanten Thomas Viscount von Kenmare, der immer mehr Arbeitskräfte benötigte. Zudem war Herr von und zu Kenmare recht feierwütig und lud allerhand Jagdgäste zu sich ein, um gemeinsam Enten zu schießen. 
Lough Leane mit Blick auf den Mangerton Mountain
Die wilde romantische Landschaft inkl. wilder Bergziegen ist der Hammer! Am besten einen Wandertag einplanen und über die drei mit Flüsschen verbundenen Lochs mit einem kleinen Bootchen tuckern und den amüsanten Stories des Capt'n lauschen. Die Bootstour von Ross Castle (kostenlose Parkplätze) nach Lord Brandon's Cottage dauerte ca. 1h (www.http://killarneydaytour.com/14,50 Euro).


Ja, und dann kam der sportliche Teil: Die Berge hoch, um in die Schlucht Gap of Dunloe hinein zu gelangen. Die Schlucht entstand vor 10.000 Jahren im Zuge eines motivierten Gletschers. Jeder Schritt der 12km langen Wanderung hat sich gelohnt. Auch deshalb, weil man die bunten Schafe beim Klettern beobachten konnte, die uns ab und zu auf der Wanderung begleitet haben. Neben dem aufdringlichen Geruch von Schafkacke, konnten wir zudem auch einen anderen Geruch wahrnehmen. Am Anfang war ich doch sehr verwirrt, denn warum sollte es auf der regnerischen grünen Insel nach Kokos riechen?! Der irische gelbe Ginster steht in seiner vollen Blüte und verfeinert das Geruchsbild. Das Gestrüpp ist - im wahrste Sinne des Wortes - den Farmern ein Dorn im Auge. So ist er ein schnellwachsendes Unkraut, der den Schafen, Kühen und Pferden das Weideland streitig macht und jedes Jahr aufs Neue gebrandrodet wird.

Gap of Dunloe


Ring of Beara
Wer dem amerikanischen Roadtrip-Tourismus fröhnt, hat mit dem 140km langen Ring of Beara DIE Alternative zum vom Tourismus überlaufenen Ring of Kerry gefunden. Von Killarney aus fährt man über wilde Serpentinenstraßen zur Halbinsel Beara. Aufgepasst! - da überall Schafe frei rumlaufen oder sich für ein Nickerchen auf die Straße legen, sollte unbedingt langsam gefahren werden. Auch wenn die Schilder etwas von 100km Höchstgeschwindigkeit faseln, gleichen 100km/h einer Herausforderung, da ich es nur selten über 60km/h geschafft habe. Alles andere wäre Selbst- oder Schafmord.  

Beara bietet eine vielseitige Landschaft. Über scharfkantige Klippen, über saftige, grüne Wiesen bis zu einem im Landesinneren befindlichen Berpass (330m hohe Healy Pass) ist alles vorhanden. Nicht nur einmal fragt man sich, weshalb sich noch heute Menschen in diesem unliebsamen Gelände ansiedeln. Denn Beara ist rau und nur schmale Straßen schlängeln sich an der nördlichen und westlichen Küsten entlang. 



Highlights des Ring of Beara

  • Eyeries gilt als das bunteste Dorf Irlands. Gegründet wurde es vornehmlich von Minenarbeiter. Die Kupferminen waren bis in die 1960er Jahre in Betrieb und die Stollen sind zum Teil tiefer als der Meeresspiegel. Ein Geheim-Tipp ist ein kleines Museum zum Kupferabbau an der Haupstraße.
  • Der Healy Pass ist das wunderschönes Ergebnis einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme im 19. Jahrhundert. 
  • Lamb's End ist das Ende im Westen von Beara. Berühmt wurde dieser westliche Ausläufer von Beara durch die einzige Seilbahn Irlands zur Dursey Island. Durch Strömungen war ein regelmäßiger Bootverkehr zu gefährlich und so baute man eine Seilbahn für die Schafe und Kühe, die dann Ferien auf Dursley Island machen können. 
  • Castletown-Bearhaven (steht nie ausgeschrieben auf den Schildern, sondern in seiner gekürzten Fassung Castletownbere): größte Stadt Bearas. Ein Stopp kann hier zur Nahrungsaufnahme dienen, da es viele Restaurants gibt. Die Stadt sieht sehr gemütlich aus.
  • Ansonsten zurücklehnen und die Landschaft genießen. Zusätzlich ab und zu Aussteigen und die Füße vertreten ;)


The Jameson Experience Tour, Midleton

Der Traum von jedem Whiskey-Gourmet: ein Besuch in einer Destillerie!

Für einen noch jungen Whiskey-Taster wie mir, die sich bisher nur am Geschmack erfreut hat, aber noch nicht ernsthaft mit der Herstellung auseinander gesetzt hat, war die Jameson Destillery ein kleines alkoholisches Abenteuer.

Um ehrlich zu sein habe ich mir die Tour sehr trocken und langweilig vorgestellt. Whiskey sollte man mit Gesellschaft trinken, um gemeinsam eine schöne Zeit zu zelebrieren. Nichtsdestotrotz wurde ich eines besseren belehrt - es war weder langweilig noch trocken.

Mit einer jungen, quirligen Touri-Guide besichtigt man in einer Gruppe das alte Gelände der Jameson Destillerie, in der seit den 1970er Jahren nicht mehr produziert wird. Direkt neben an steht aber die neue Whiskey-Fabrik, sodass man den direkten visuellen Vergleich hat. Als Tourist erhält man einen sehr guten geschichtlichen Abriss über Jameson als Marke und über den Herstellungsprozess früher wie auch heute.

Einer der Highlights sind die größten Brennblasen der Welt in der alten Produktionswerkstatt, in denen das Uisce beatha - das "Wasser des Lebens" - seinen vorletzten Produktionsprozess durchläuft.

Ein kleines Whiskey Tasting
Danach geht's zur mehrjährigen Lagerung in alte Bourbon-, Wein- oder Rumfässer, in der der Whiskey seine Färbung und Aromen erhält. Hier darf der Jameson Destillery Besucher durch eine Lagerungsstätte schreiten und eine Nase voll Angels' Share einatmen. Angels' Share ist der Anteil des Whiskeys, der während der Lagerung verdunstet und somit promilleschwer in der hochentzündlichen Luft liegt. 

Am Ende der Führung dürfen acht Besucher irischen (selbstverständlichen Jameson), US-amerikanischen und schottischen Whiskey probieren, um die Unterschiede zwischen den markanten unterschiedlichen Herstellungstraditionen herauszuschmecken.

Na dann, Sláinte!

Kurzer Exkurs zu den Geschmacksunterschieden: Irischer Whiskey ist 3fach destilliert, somit milder als der schottische Whisky, der nur 2fach destilliert ist. Zu dem hat der schottische zu meist eine rauchige Note, da das feuchte Malz vor der Destillation mit Hilfe von Torffeuer getrocknet wird. Und dann zuletzt der scheußliche nach alten Bonbons schmeckende amerikanische Whiskey, der nur eine Destillation erfahren durfte...bäh!

Résumé
Irland ist bezaubernd und wollte wohl fett Eindruck schinden, denn während des Trips hatten wir phänomenales Wetter mit fast gar keinem Regen. Wenn man also ohne Hoffnung und Erwartung auf Sonnenschein nach Irland fährt, kann sich keine Enttäuschung breit machen. Aber man weiß nie und deshalb gilt: Packe immer Regenkleidung mit ein!


Full Irish Breakfast
Vegetarier haben es schwer, wenn auswärtig gegessen wird (in den Städten findet man auch vegetarische Restaurants) oder man ein fleischfreies satt machendes Frühstück genießen möchte. Während des Irlandtrips habe ich gerne Fleisch gegessen, weil ich mich auch nicht unnötig von meinen vegetarischen Essgewohnheiten einschränken lassen wollte. Durch die vielen grasenden Kühe, Schafe und Lämmer, die uns auf der Reise begegnet sind, konnte man als Konsument sehen, was artgerechte Nutztierhaltung ist und das schmeckt man tatsächlich raus. Das Fleisch ist qualitativ hochwertig und auch die hierzulande bekannte irische Kerrybutter schmeckt in Irland noch besser.

Das war bestimmt nicht unser letzter Urlaub in Irland, denn es gibt noch so viel zu entdecken. Unsere bereits festgesetzten Ziele für das nächste Mal sind die südlich von Dublin gelegenen Wicklow Mountains für eine Wanderung, durch die wir nur gefahren sind. Ein Whiskey aus Connemara lächelt uns seit geraumer Zeit aus unserem Regal aus an und wartet nur darauf, dass wir auch seine Heimat - den wilden Westens Irlands - besichtigen kommen. Doch auch das Landesinnere reizt.


So far, thanks for all!


Slán go fóill.




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Da das soweit Beschriebene natürlich nicht alles war, was wir gesehen und gemacht haben, sind für Euch weitere Bilder vorbereitet, um Eure Reiselust nach Irland zu wecken.



Stadt Cobh, in der die Titanic das letzte Mal anlegte


Cliffsight Walk Ballycotton mit Sicht auf den Leuchturm
Cliffsight Walk Ballycotton
Blick von den hohen Zinnen des Blarney Castles
Fairy Tree - hier sollen des Nachts
 Feen herumtollen



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